Zum Tode von Ariel Scharon

Von Peter E. Uhde

Israel trauert um seinen ehemaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, der am  11. Januar 2014 auf der Intensivstation des Krankenhauses Tel Hashomer bei Ramat Gan verstorben ist.

Am 4. Januar 2006 hatte er einen schweren Schlaganfall erlitten. Aber schon Wochen vorher war er schon nicht mehr gesund, wurde mehrmals operiert und blieb dann im Koma. Seit Ende Mai 2006 befand sich „Arik“ wie ihn die Israelis nannten, in einem Pflegehospital.

Wer war Ariel Scharon?

Er wurde am 26. Februar 1928 als Sohn eines polnischen Vaters und einer russischen Mutter in Kfar Malal geboren. Schon mit 14 Jahren schloss er sich der jüdischen Untergrundorganisation Haganah an, studierte Jura und wurde dann Soldat. Er machte schnell Karriere und war in allen israelischen Kriegen als Truppenkommandeur im Einsatz. 1972 nahm der General seinen Abschied, wurde aber während des Yom Kippur Krieges 1973 aktiviert und stieß mit seiner Division, entgegen den Weisungen des Generalstabes, über den Suez-Kanal und begründete damit den Sieg gegen Ägypten.

1977 wurde er Minister für Landwirtschaft im Kabinett von Menachem Begin. Landwirtschaft hatte ihn immer interessiert und auf seinem Privatbesitz  gern als Bauern gearbeitet. Von 1981 bis 1983 war er  Verteidigungsminister, in diese Zeit fällt der Libanonkrieg. Eine israelische Untersuchungskommission sprach Scharon später die Mitverantwortung am Massaker palästinensischer Zivilisten zu. In den nächsten Jahren war er Minister für Industrie und Handel, Wohnungs- und Bauwesen, Nationale Infrastruktur und schließlich ab 1998 Außenminister in der Regierung von Ministerpräsident Netanyahu.

Tempelbergbesuch löste Intifada aus

Als Ehud Barak im Mai 1999 Benjamin Netanyahu ablöst, wurde Scharon im September Vorsitzender der Likud Partei. Sein Besuch am 28. September 2000 auf den Tempelberg führte zu starken Unruhen zwischen Israelis und Palästinensern, der sogenannten 2. Intifada (Intifada = sich erheben, loswerden, abschütteln). Inzwischen waren seine Machtposition und das Ansehen in Israel so stark, dass er am 6. Februar 2001 Ministerpräsident wurde. 62 Prozent der Wähler stimmten für ihn.

Vom Falken zur Taube

Scharon galt lange als Hardliner in der israelischen Politik. Im eigenen Land als „Bulldozer“ bezeichnet, stand er Arabern und Palästinensern immer feindlich gegenüber. Nach dem Tod von Yassir Arafat im November 2004 wurde aus dem „Falken“ aber eine „Taube“. Die Durchsetzung der Räumung der israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen sollte der Anfang einer versöhnlichen Politik gegenüber den Palästinensern sein. Innenpolitisch führte das zum Austritt Scharons und zahlreicher seiner  Anhänger der Entspannungspolitik aus der Likud-Partei und zur Gründung der neuen Partei „Kadima“, was soviel wie Vorwärts bedeutet. Mit dieser neuen Partei  wollte Scharon bei den  vorgezogenen Neuwahlen zur Knesset am 28. März 2006 eine tragfähige Mehrheit erringen und seine Entspannungspolitik fortsetzen. Das blieb ihm verwehrt. Sein Stellvertreter Ehud Olmert führte die Amtsgeschäfte und wurde dann am 11. April 2006 Israels 13. Ministerpräsident.

Bundeskanzlerin Merkel würdigt Scharon als Patrioten

Nun nehmen Israel und die Welt Abschied von Ariel Scharon, dem Soldaten und Politiker. Er wagte den gordischen Knoten zu durchschlagen und den Rubikon zu überschreiten, um im Nahen Osten die Spannungen zwischen Israel, Palästinensern und Arabern abzubauen. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigt Scharons „große Verdienste für sein Land“. Israels Präsident Schimon Peres erklärte: „Ariel Scharon war ein tapferer Soldat und kühner Führer, der seine Nation liebte und seine Nation liebte ihn“. Schon jetzt wird Ariel Scharon in seiner Bedeutung mit Staatsgründer Ben Gurion verglichen.

Fotonachweis: Ariel Scharon (2004),  Foto: Jim Wallace, Smithsonian Institution, Lizenz: CC BY 2.0

 

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