Von Peter E. Uhde

Mit einem Vergleich der Politik von Kreml-Chef Wladimir Putin im Krim-Konflikt mit dem Verhalten von Adolf Hitler sorgte die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton jüngst für Aufsehen. "Wem das bekannt vorkommt: Es ist das, was Hitler damals in den dreißiger Jahren tat", soll sie laut einem Bericht der Lokalzeitung "Long Beach Press-Telegram" bei einem Auftritt in Kalifornien gesagt haben. Sie bezog sich dabei auf Putins Begründung, zum Schutz ethnischer Russen in der Ukraine zu handeln und wies auf Parallelen zu einem Ereignis hin, das nunmehr 75  Jahre zurück liegt. Mit der gleichen Argumentation hatte Hitler  der Tschechoslowakei 1938 die deutschsprachigen Sudetengebiete abgepresst, übrigens mit dem Segen Englands und Frankreichs, die das Sudetenland aufgaben, um Hitler zu besänftigen. Sie glaubten, dadurch einen Krieg verhindern zu können. Hitler setzte jedoch völlig unbeirrt seinen Expansionskurs fort und ließ nur wenige Monate später die Resttschechei besetzen. Das Zurückweichen vor dem Aggressor konnte die Katastrophe nicht abwenden. Mit dem Griff nach Polen begann der  Zweiten Weltkrieg. Wir blicken zurück.

Die Vorbereitungen des Krieges

Am 7. März 1936 rückte die Wehrmacht in das entmilitarisierte Rheinland ein. Der Widerstand der Westmächte gegen den Bruch des Versailler Vertrages war nur verbaler Art. Mit dem Putsch in Spanisch-Marokko am 18. Juli löste General Francisco Franco den Spanischen Bürgerkrieg aus. Das Hilfeersuchen von Franco an Hitler führte zum Einsatz der „Legion Condor“. Mit dieser Hilfe sicherte sich Franco die Macht in Spanien. Die letzten Truppenteile der Legion kehrten im Mai 1939 nach Deutschland zurück. Es war der erste Einsatz der Wehrmacht.

Ende 1937 erklärte Hitler den Befehlshabern der drei Wehrmachtsteile, dem Kriegs- und dem Außenminister seine Expansionspläne. Die deutsche Zukunft sah Hitler „durch die Lösung der Raumnot bedingt“, sie müsse bis 1943/1945 „gelöst“ werden. Die Begründung lag darin, dass Deutschland nur bis zu diesem Zeitraum einen Rüstungsvorsprung habe. Die Niederwerfung Österreichs und der Tschechoslowakei sei schon 1938 möglich. Über die Besprechung am 5. November fertigte Hitlers Adjutant Oberst Friedrich Hoßbach ein Gedächtnisprotokoll.

Der Anschluss Österreich

Das letzte Friedensjahr 1938 begann mit der Entlassung von Kriegsminister Werner von Blomberg wegen einer nicht standesgemäßen Heirat.  Der Oberbefehlshaber des Heeres Werner von Fritsch, der nach dem Hoßbachprotokoll Bedenken gegen Hitlers Kriegspläne geäußert hatte, wurde aufgrund einer Intrige, angebliche Vorwürfe der Homosexualität, seines Amtes enthoben. Später rehabilitiert, fiel er am 22. September 1939. Hitler nutzte diese Entlassungen, um Oberbefehlshaber der Wehrmacht zu werden.

Für den 13. März war eine Volksabstimmung für ein unabhängiges Österreich angesetzt. Hitler forderte den Rücktritt von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg zugunsten des Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart. Schuschnigg verzichtete auf das Amt und  Seyß-Inquart übernahm die Regierung. Hitler ließ trotzdem die Wehrmacht am 12. einmarschieren und am 13. März wurde der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vollzogen, am 10. April durch eine Volksabstimmung bestätigt. Der Anschluss wurde von den anderen Großmächten als vollzogene Tatsache hingenommen.

Nun verstärkte Hitler die Krise um die böhmisch-mährische Frage. Die Gefahr eines Krieges rückte näher. Der britische Premierminister Neville Chamberlain konferierte im September in Berchtesgaden und in Bad Godesberg ergebnislos mit Hitler. England bat Benito Mussolini um Vermittlung, die zum Münchner Abkommen vom 29. September führte. Es beinhaltete, dass die Tschechoslowakei die besiedelten Randgebiete von Böhmen, Mähren und Schlesien vom 1. bis 10. Oktober räumt und an Deutschland abtritt. Die Rest-Tschechoslowakei erhielt die Garantie von Großbritannien und Frankreich für seine Grenzen.  Hitler und Chamberlain unterzeichneten noch eine deutsch-britische Nichtangriffserklärung. Die im Raum schwebende Kriegsgefahr war gebannt. Chamberlain wurde bei seiner Rückkehr nach London für seine Friedenspolitik gefeiert. Dass die Politik des Appeasement keinen Wert hatte, zeigte sich einige Monate später.

Das Ende der Tschechoslowakei

Schon am 2. Oktober 1938 gab Hitler der Wehrmacht die Weisung, die Erledigung der Resttschechei operativ vorzubereiten. Der Konflikt zwischen Tschechen und Slowaken, der Prager Regierung und der Slowakei, die sich für autonom erklärt hatte, gab den Vorwand die Zentralregierung unter Druck zu setzen. Am 14. März 1939 wurde Emil Hácha, Präsident der Tschechoslowakei in Berlin vor die Alternative gestellt: Entweder Hácha lege das Schicksal des Landes  „vertrauensvoll in die Hand des Führers“  oder Prag werde bombardiert. Wehrmachtstruppen waren allerdings schon in Marsch gesetzt und rückten am Morgen des 16. März widerstandslos in der Tschechoslowakei ein. Noch am gleichen Tag wurde die Errichtung des  „Protektorats Böhmen und Mähren“ verkündet. Einige Tage später stellte sich die Slowakei  unter den Schutz des Reiches.

Politische Gliederung Böhmen und Mähren, 1940

Die Proteste gegen die völkerrechtswidrige Besetzung der Tschechoslowakei waren nur diplomatischer Art, einen ernsthaften Widerstand gab es nicht. Das internationale Vertrauen in die nationalsozialistische Politik war nun allerdings ganz zerstört, die Gefahr des Ausbruchs eines europäischen Krieges wieder näher gerückt. Chamberlain, nach Rückkehr aus München noch gefeiert, kündigt das Ende der „appeasement policy“ an.

 Kriegsbeginn 1. September 1939

Die nächste Territorialforderung richtete sich an Polen. Hitler forderte die Rückgliederung von Danzig und einen exterritorialen Korridor nach Ostpreußen. Polen lehnte das ab. Chamberlain gab daraufhin eine englisch-französische Garantieerklärung für die Unabhängigkeit Polens ab. Großbritannien versuchte die UdSSR als Beistandspartner für Polen zu gewinnen. Die UdSSR verhandelte aber mit dem Reich und für die Welt kam der Nichtangriffspakt mit dem Deutschen Reich völlig überraschend. Hitler hatte nun freie Hand im Osten. Am 1. September 1939 begann mit dem Angriff auf Polen die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges.   

                                                                                            

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