2. Cyber Security Summit in Bonn

Von Peter E. Uhde

Telekom-Chef René Obermann (links) neben Botschafter a.D. Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchener Sicherheitskonferenz  -  Foto © 2012-2013 Cyber Security Summit 2013

Zum 2. Cyber Security Summit hatten die Deutsche Telekom und die Münchner Sicherheitskonferenz nach Bonn eingeladen. Cybersicherheit ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Inzwischen ist diese Erkenntnis auch in den Chefetagen der großen Wirtschaftsunternehmen angekommen. Durch die Enthüllungen des ehemaligen Mitarbeiters des amerikanischen Geheimdienstes Edward Snowden  ist die Brisanz der Thematik aber auch den normalen Nutzern des Internets bewusst geworden.

Viele Probleme sind erkannt - Lösungen lassen auf sich warten

René  Obermann, bis Ende des Jahres noch Telekomchef, und Botschafter a.D. Wolfgang Ischinger, Vorsitzender Münchner Sicherheitskonferenz,  begrüßen daher zahlreiche Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Neelie Kroes, Vizepräsidentin der EU-Kommission, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin der Justiz, Johanna Mikl-Leitner, Innenministerin Österreichs, Ehud  Barak, ehemaliger Ministerpräsident Israels, Yves Leterme, ehemaliger Premierminister Belgiens und den früheren Cyber Security Koordinator von Barack Obama Howard A. Schmidt, nehmen die Gelegenheit war, ihre Erfahrungen und Meinungen den Teilnehmern vorzutragen.

Um den Rahmen  nicht zu sprengen, geht es bei dem Gipfel um vier Themenfelder.  Zum einen um Vertrauen in die digitale Gesellschaft, zum anderen um neue Bedrohungsszenarien für Unternehmen, des Weiteren um Ordnungsrahmen auf nationaler und internationaler Ebene und schließlich um Strategien und Lösungskonzepte. Diese vier Themenfelder werden auch durch Arbeitsgruppen behandelt.

Internetsicherheit ist eine globale Herausforderung

Für Neelie Kroes gibt es keinen Zweifel, dass sich die Zeiten geändert haben und die Bürger das Vertrauen in die Onlinewelt verloren haben. Die Angriffe nehmen rasant zu und verursachen hohe Kosten. Für sie ist Datensicherheit ein Grundrecht und es bedarf auch keiner neuen Gesetze, sondern die europäische Widerstandsfähigkeit muss gestärkt werden. Das Problem, die 28 Staaten der Europäischen Union (EU) auf einheitliche Standards zu bringen, ist eine Herausforderung, muss angegangen werden. Aus ihrer Sicht haben die Politiker das erkannt und sind sich einig, dass Europa hier eine Führungsrolle übernehmen muss. In der NSA-Affäre sieht sie eine Art Weckruf für die EU.

2. Cyber Security Summit von Deutscher Telekom und Münchener Sicherheitskonferenz in Bonn

Foto © 2012-2013 Cyber Security Summit 2013

Die österreichische Innenministerin Mikl-Leitner fordert eine gemeinsame Cybersicherheitspolitik. Der Anstieg der Netz-Kriminalitätsrate ist erschreckend. Nur Staat, Wirtschaft und  Wissenschaft können das Problem gemeinsam lösen. Die Internetsicherheit ist unabdingbar für die Wirtschaft und damit für Arbeitsplätze. Sie bedauert, dass Cyberattacken immer noch verschwiegen werden, hier muss ein Umdenken erfolgen, um aus den Hackerangriffen Schlüsse zu ziehen. Sie forderten einen europäischen Datenraum, verstärkte Investitionen, ein europäisches Verschlüsselungssystem und nicht 28 sondern ein Sicherheitsstandard.

Barak: „Ich wusste, dass ich abgehört werde“

Ein düsteres Bild der kriminellen digitalen Zukunft malt Ehud Barak. Momentan läuft alles noch auf einem niedrigen Niveau, das wird sich künftig ändern. Es ist verhältnismäßig einfach sich Schlüssel und Codes zu verschaffen, Insiderwissen hilft dabei, um dann Wirtschaftsunternehmen erpressen zu können. Strom- oder Wasserversorgung, Krankenhäuser, Eisenbahnen, Militärische Anlagen, Regierungsapparate können lahmgelegt werden. „Die Gangster sind uns um Lichtjahre voraus“, was ist zu tun, fragt Barak.  Vertrauen in funktionierende Kontrollsysteme, erkennen der Realitäten, Forschung und Entwicklung stärken „wir brauchen einen Quantensprung“, sagt er. Die Herausforderungen sind riesig und im Wettlauf müssen wir vorne bleiben“, lautet sein Appell.

Nicht alles preisgeben

Für Howard A. Schmidt haben die USA zwei strategische Interessen, nationale und internationale. Für ihn stellt sich die Frage, ob man alle technischen Möglichkeiten, die man hat, auch nützen soll. Die Forderung nach Leitlinien zum Schutz der IT-Systeme und globale Kapazitäten stellt auch Yves Leterme, als stellvertretender OECD-Generalsekretär für Soziales, Bildung, Governance und Unternehmertum zuständig.

Für René Obermann ist der Schutz der Kundendaten eine Selbstverständlichkeit. Eine seiner Forderungen ist, den europäischen Datenverkehr nur über Server innerhalb Europa laufen zu lassen. Hier haben wir keine Grenzen, warum sollen dann Daten über das außereuropäische Ausland laufen? E-Mails in den USA verlassen z.B. die Staaten nicht. Er erinnert aber auch daran, dass die Bürger dafür verantwortlich seien, welche Daten sie über sich preisgeben.    

Nutzerdaten nehmen ständig zu

Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die gesellschaftlichen Freiheitswerte in der digitalen Gesellschaft trat Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP-Politikerin, auf. Es gilt die Balance zu halten zwischen dem Spannungsverhältnis Sicherheit und Freiheit. Die  Freiheit des Bürgers hat nicht der Technik zu weichen. Demokratisch legitimierte Kontrolle wird immer schwieriger. Die Bundesregierung hat eine Datenschutzinitiative gestartet, dass sich die EU der Problematik annimmt. Daten sind nach ihrer Ansicht nur bei konkreten Verdachtsanlässen zu nutzen. Sie plädiert die Einführung einer Meldepflicht bei Cyberangriffen.

Mit dem Vortrag der Ergebnisse der Arbeitsgruppen und einer Fragerunde an Obermann, Ischinger und den zukünftigen Telekomchef Timotheus Höttges  endete die 2. Fachtagung zur Internetsicherheit. Es ist davon auszugehen, dass sie im nächsten Jahr ihre Fortsetzung finden wird. Dann wird sich die Frage stellen, inwieweit die Europäische Union ihre Absichtserklärungen in die Tat umgesetzt hat und die Bürger wieder etwas mehr Vertrauen in die digitale Welt bekommen haben.

 

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