Neuausrichtung der Bundeswehr:

Zum Erfolg verurteilt

DWT-Symposium in der Stadthalle Bonn - Bad Godesberg

Mit einer inhaltlich umfangreichen Veranstaltung hat die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. (DWT), ihr Jahresprogramm begonnen. Am 23. und 24. Januar richtete sie das Symposium „Perspektiven der Verteidigungswirtschaft 2012“ in der Bad Godesberger Stadthalle aus. Über die Neuausrichtung der Bundeswehr und ihre Konsequenzen für Rüstungsindustrie und Wirtschaft berichteten dreizehn Vortragende aus dem Verteidigungsministerium bzw. Ämtern. An der Spitze Staatssekretär Stéphane Beemelmans, der die Gründe für die politische und militärische Neuausrichtung der Bundeswehr in einigen Facetten darstellte.

Reform von Grund auf

Aufgrund dieser Ausgangslage erläuterte Vizeadmiral Manfred Nielson den Planungsprozess im Ministerium, um die Neuausrichtung effektiv und effizient bis hinunter zur Truppe umzusetzen. Effektivität und Effizienz waren die beiden Begriffe, die im Laufe des Symposiums immer wieder auftauchten und aus unterschiedlichten Gesichtspunkten der Referenten und der Diskussionsteilnehmer beleuchtet wurden. Da sich die Bundeswehr grundlegend ändert, werden die Streitkräfte eine neue Struktur bekommen, die Generalleutnant Norbert Finster darstellte. Die Diskussion des ersten Teils leitete General a.D. Rainer Schuwirth, der Vorsitzende der DWT.

vlnr. Generalleutnant Norbert Finster, BMVg, General a.D. Rainer Schuwirth, Vorsitzender DWT,

Vizeadmiral Nielson, BMVg

Schnittstellenverluste abbauen

Mit dem neuen Rüstungs- und Nutzungsmanagement, seinen Strukturen sowie Prozessen befasste sich Ministerialdirektor Detlef Selhausen. Hier und bei den beiden folgenden Vorträgen: Vom BWB zur Rüstungs- und Nutzungsorganisation und Integration der IT-Landschaft in die neuen Strukturen waren besonders die Vertreter der Wirtschaft angesprochen. Harald Stein, Präsident des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung sowie Ministerialdirigent Dr. Dietmar Theis waren die Referenten.

Liberalisierung der Rüstungsindustrie

Brigadegeneral Hermann Muntz spannte den Bogen zur Integration der militärischen Rüstungs- und Nutzungsaufgaben in die neuen Strukturen, genau so wie Flottillenadmiral Werner Lüders, der die Betriebs- und Versorgungsverantwortung in den militärischen Organisationsbereichen behandelte. Dieser Teil des Symposiums betraf vor allem die Vertreter der Industrie. Georg Wilhelm Adamowitsch, Staatssekretär a.D. und Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) verglich die Neuausrichtung der Bundeswehr mit dem Umbau der Bundesagentur für Arbeit. Als eine Herausforderung der Wehrwirtschaft sieht er „das europäische Thema“ und meinte, dass es in zehn bis zwölf Jahren einen liberalisierten Verteidigungsmarkt geben werde. So ist es auch in der Energiepolitik gekommen, „da spielt die Musik der Zukunft“, so Adamowitsch. Er griff die Aussage von Beelemanns  auf, der u.a. sagte „wir erwarten Druck aus der Industrie“. Nur in einer fairen Partnerschaft kann das Beste für die Streitkräfte erreicht werden. Die deutsche Wehrwirtschaftsindustrie hat keinen Grund sich zu verstecken. Eine Diskussionsrunde unter Leitung von Generalmajor Peter Bohrer beendete den ersten Symposiumstag.

GG Artikel 87 a und b „modern interpretieren“

An eine neue Abkürzung IUD muss man sich seit dem ersten Vortrag am zweiten Symposiumstag gewöhnen. Den neuen Organisationsbereich Infrastruktur (I), Umweltschutz (U) und Dienstleistungen (D): Dienstleistungsmanagement für die Bundeswehr stellte Ministerialdirektorin Alice Greyer-Wieninger vor. Seit mehr als zwei Jahren mit der Reform befasst, ist das Ziel Schnittstellen abzubauen, wirtschaftlicher werden, Verantwortlichkeiten klar regeln, dabei aber die innere Beziehung der Mitarbeiter zu den Aufgaben nicht aus den Augen verlieren. Den Umbau der Wehrverwaltung, der zu neuen Strukturen und Prozessabläufen führt, erläuterte Ministerialdirigent Krist-Gilbhardt Fahl. Den Bezug zum Einsatz stellte Brigadegeneral Rudolf Maus her. Logistische Unterstützung für den und im Einsatz - gesicherte Leistungserbringung des LogSystem Bundeswehr, nannte sich sein Vortrag. Für die Logistik steht die gemeinsame Einsatzorientierung im Vordergrund. Bundeswehr, Wirtschaft und multinationale Kooperationspartner werden in Zukunft noch enger zusammenarbeiten müssen.

Verpflegung ist Stimmungsbarometer vor Ort

Wie diese jetzt schon praktiziert wird, erläuterte Dr. Matthias Witt, Geschäftsführer der LOG GmbH. Der zivile Dienstleister als Partner der Streitkräfte im Einsatz ist u.a. in Afghanistan mit 100 Mitarbeitern in drei Schichten in der Verpflegungswirtschaft tätig. Am Beispiel der Logistikkette bis nach Afghanistan wird die Dimension der Herausforderung deutlich.

Staatssekretär Stéphane Beemelmans, BMVg

Mit zwei abschließenden Aussprache- und Diskussionsrunden, in denen die Teilnehmer nochmals Gelegenheit hatten die Referenten zu befragen ging die erste DWT Veranstaltung dieses Jahres zu Ende. Insgesamt gab sie einen umfassenden Überblick mit welchen Herausforderungen die Bundeswehr in den kommenden Jahren zu tun haben wird, um ihren politischen und militärischen Auftrag erfüllen zu können. „Die Mutter aller (bisherigen) Reformen“, wird den Bundeswehrgehörigen einiges abverlangen.

Peter E. Uhde, Sektion Köln 

 

Oben                                                                                                                                                                   Zurück

Unsere Partner: