Französische Armee zum Anfassen

Die Teilnehmer vor dem Hauptquartier des EUROKORPS in Straßburg

 

Lehrvorführung beim 54. Régiment de Transmissions in Haguenau
(Patenregiment der Frankenberger Fernmelder)

 

Behelfsbrückenbau beim 1er Régiment du Génie in Straßburg

 

 

Dank des Reiseleiters, Manfred Weider an den Vertreter der Association Civisme, Défense, Armées, Nation (CiDAN), Oberst der Reserve Michel Siboulet, Delegierter der Sektion Hochrhein (links im Bild)

 

Im vergangenen Jahr unterzeichneten die Präsidentin Claire Marienfeld-Czesla und der Präsident Jaques Sonnet in Bad Godesberg die bilaterale Vereinbarung über eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik e.V. (GfW) und der französischen Association „Civisme, Défense, Armée, Nation“ (CiDAN) . Dabei haben sie sich zum Ziel gesetzt, in der Öffentlichen Meinung ein gemeinsames Bewußtsein für die Fragen der europäischen Sicherheit und Verteidigung zu wecken. Nach wie vor gilt es, vorhandene Vorurteile gegenüber europäischen Streitkräften abzubauen und das gegenseitige Verständnis für nationale Eigenheiten zu fördern. Beide Partner sind sich darin einig, dass ein solches Bewußtsein nur über vermehrte direkte Begegnungen sowie gemeinsame Veranstaltungen gestärkt werden kann.

Deshalb war es für Vorstand und Geschäftsführung von CiDAN keine Frage, das Projekt „Französische Armée zum Anfassen“ der GfW-Sektion Frankenberg/Eder nach Kräften zu unterstützen. Durch die Vermittlung von Besuchsmöglichkeiten bei den Verbänden und Stäben im Elsaß sowie durch organisatorische Hilfestellung wurde der vereinbarten „Charta“ Leben eingehaucht und der Geist der Zusammenarbeit für die Mitglieder an der Basis konkretisiert.

Das Echo der Teilnehmer bestätigt die Verantwortlichen in ihrer Haltung, dass Europa gelebt und erlebt werden muss, um in den Köpfen der Bürger die tatsächliche Annäherung zu verinnerlichen und in den Herzen das Vertrauen in eine sichere gemeinsame Zukunft zu verankern. Dafür gibt es kaum ein geeigneteres Umfeld, als das von leidvoller deutsch-französischer Geschichte geprägte Elsaß mit der „europäischen Metropole“ Straßburg.

Hier Auszüge aus dem Bericht des stellvertretenden Sektionsleiters der Sektion Waldeck-Frankenberg, Manfred Weider, der die Informationsfahrt für 22 Teilnehmer organisiert und geleitet hat:

„Die Fahrt begann am Samstag, den 19. Juli 2008 und führte zunächst zu einer der bedeutendsten Befestigungsanlagen der „Maginotlinie“ als Zwischenziel für eine historische Einstimmung. Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1936 galt die Feste Schönenburg als unzerstörbar. Dies bestätigte sich im Juni 1940, als 3.000 Bomben und Granaten auf die Festung fielen. Trotz des massiven Artilleriebeschusses durch die deutsche Luftwaffe hielt die Befestigungsanlage stand. Allerdings wurde sie im II. Weltkrieg nur 10 Monate genutzt, da die Maginotlinie durch die beweglich geführten deutschen Panzerverbände strategisch ausgehebelt wurde. Heute wird die Feste von einem Verein gepflegt und ist eines der best restaurierten Bollwerke.

Am Sonntag stand eine Stadtrundfahrt mit Führung in Straßburg und die Weinstraße von Straßburg bis Riquewihr, ca. 60 km südlich Straßburg, auf dem Programm.

Am Montag startete die Gruppe zum ersten Besuch bei den französischen Streitkräften. Das 54.Régiment de Transmissions (Fernmelderegiment) in Haguenau, Patenschaftsverband des Frankenberger Bataillons Elektronische Kampfführung 932 zeigte - nach einem Briefing über Gliederung und Auftrag - verschiedene Ausbildungsgänge und einen Ausschnitt seiner Fahrzeuge und Geräteausstattung. Am Nachmittag führte die in derselben Kaserne untergebrachte Artilleriebrigade den Einsatz eines Raketenwerfers, eines Radarfahrzeuges und einer Kanone vor.

Der Dienstag begann mit dem Besuch des Stabes EUROKORPS in Straßburg. Hier wurden Gliederung, Auftrag, Ausbildung und Einsatzgrundsätze vorgestellt. Das EUROKORPS wurde von Frankreich und Deutschland nach einer Initiative von Bundeskanzler H. Kohl und Staatspräsident F. Mitterand gegründet. Mit Belgien, Spanien und Luxemburg hat das EUROKORPS heute fünf Entsendestaaten Staaten als Framework Nations (Rahmennationen). Weitere europäische Nationen wollen dem EUROKORPS beitreten. Es steht der NATO, der Europäischen Union und den Vereinten Nationen als schnell einsetzbares Interventionskorps zur Verfügung. Einsatzerfahrung konnte auf dem Balkan bei SFOR (Stabilization Force) und KVOR (Kosovo Force) sowie in Afghanistan bei ISAF (International Security Assistance Force) gesammelt werden.

Am Nachmittag war unsere Reisegruppe beim 1er Régiment du Génie (Pionierregiment) in Illkirch zu Gast. Hier gab es Vorführungen einer Brückenbaukompanie, die eine 60m lange Brücke montierten, von Infrastrukturkompanien, die in der Lage sind alle notwendigen Arbeiten zum Bau, zur Reparatur und Versorgung von Häusern (z.B. Maurer-, Elektriker, Klempnerarbeiten) durchzuführen. Sie sind auch in der Lage große Gefechtsstände mit Wasser, Sanitäreinrichtungen und Elektrik zu versorgen. Ein kleiner Übungsausschnitt demonstrierte die Fähigkeiten zum Minenräumen.

Den Abschluss der Informationsreise bildete am Mittwochmorgen der Besuch der „Deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz“ (ORK), die sich für die Stärkung der regionalen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit einsetzt und das Zusammenwachsen Europas fördert. Ein Beispiel für die Harmonisierung von Richtlinien wurde im Bereich der medizinischen Versorgung deutlich: durch Standardisierung der jeweiligen Ausrüstung konnte die ORK regeln, dass deutsche Krankenwagen Verletzte unter gleichen Bedingungen auch nach Frankreich transportieren können und umgekehrt.

Alle Teilnehmer bescheinigten der Reiseleitung und der Frankenberger GfW-Sektion eine hervorragende organisatorische Vorbereitung und Durchführung der Informationsreise. Besonders gelobt wurden aber auch das Engagement und die Offenheit, mit der die französischen Gastgeber ausgesprochen interessante Einblicke in ihre Streitkräfte gewährten. Man war sich einig, dass solch ein Lerneffekt nur durch Anschauen, Anfassen und Nachfragen vor Ort möglich ist.

Wieder einmal ist deutlich geworden, dass vor allem die Begegnung mit den Menschen, die hinter den Dingen stehen, dazu verhilft, eigene (Vor-) Urteile zu überprüfen und gar nicht selten positiv zu verändern.

Durch dieses Fazit gestärkt, wird die GfW-Sektion Frankenberg/Eder auch weiterhin solche Informationsreisen anbieten.“

 

Fotos: Manfred Weider (wd)

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