Vor 50 Jahren

Von Peter E. Uhde

US-Präsident John F. Kennedy bei seiner historischen Rede vor dem Schöneberger Rathaus  -  Foto: public domain

Fünfzig Jahre nach John F. Kennedy kommt in seiner zweiten Amtsperiode der amerikanische Präsident Barack Obama zum Staatsbesuch nach Deutschland. Sein  Wahlkampfaufenthalt im Sommer 2008 in Berlin und seine Rede an der Siegessäule, zu der mehr als 200.000 Berliner, aber auch viele in Deutschland und Europa lebende Amerikaner gekommen waren, ist noch in Erinnerung. Er beschwor den Geist der Solidarität zwischen Amerika und Europa und erinnerte an die Luftbrücke von 1948, die den Westberlinern das Überleben in Freiheit sicherte. „Völker der Welt, schaut auf diese Stadt“, den Aufruf von Ernst Reuter verband er mit dem heutigen „Schaut auf Berlin“. Hier haben sich Deutsche und Amerikaner versöhnt, hier wurde die Trennung Europas beendet. Während seiner einwöchigen Europareise war es die einzige öffentliche Rede. „Yes, we can“ immer wieder an der Siegessäule und auf der Straße des 17. Juni  zu hören.   

Das Verhältnis zu Deutschland

Nach seinem Amtsantritt im Januar 2009 als 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war Obama zweimal in Deutschland. Zum einen im April 2009 beim NATO-Gipfeltreffen in Baden-Baden  und im Juni in Dresden, in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald und im US-Militär-Hospital in Landstuhl. Am 18. und 19. Juni 2013  stehen dagegen politische Gespräche mit der Bundesregierung auf dem Programm. Die Bundeskanzlerin und der amerikanische Präsident werden  sich aber schon vorher auf dem G-8-Gipfel in Nordirland treffen. In Berlin ist auch eine Rede am Brandenburger Tor geplant. Hier vor dem Wahrzeichen der Hauptstadt wird der Präsident über „die tiefen und dauerhaften Bindungen zwischen den USA und Deutschland“ und die „vitale Bedeutung“ des transatlantischen Verhältnisses sprechen.

Ronald Reagan forderte Mauerabriss

Eine Plattform auf dem heutigen Platz des 18. März, an der  Ostseite des Brandenburger Tores, war zwischen 1961 und dem Fall der Mauer 1989, immer Aussichtpunkt für den Blick in den Osten. Von hier aus forderte am 12. Juni 1987 der 40. US-Präsident Ronald Reagan: „Mister Gorbachev, open this Gate“. Es sollte noch gut zwei Jahre dauern, bis das Tor sich öffnete und Berliner und Besucher aus der ganzen Welt wieder frei durch das Brandenburger Tor gehen konnten.

 Speech Card des Präsidenten: „Ish bin ein Bearliener“

Obamas Berlinbesuch erinnert an einen historischen Moment der Weltgeschichte, der einmalig ist. Vom 23. bis 26. Juni 1963 besuchte John F. Kennedy die Bundesrepublik Deutschland. Am letzten Tag setzte die Boeing 707 um 9:39 Uhr auf der Landebahn in Tegel auf. Erstmals betrat ein amerikanischer Präsident Berliner Boden. Er wurde von Außenminister Dean Rusk und General Lucius D. Clay begleitet. Der Regierende Bürgermeister von Berlin Willy Brandt, Bundeskanzler Konrad Adenauer und die drei alliierten Stadtkommandanten begrüßten ihn.                         

Seit Stunden hatten viele Berliner schon an den Straßen gestanden. Die Fahrt im offenen Wagen führte zur Kongresshalle. Hier sprach Kennedy zu den Delegierten des 6. Ordentlichen Gewerkschaftstages der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden. Der erste Vorsitzende war Georg Leber, der damals sicher nicht ahnte, dass er 1972 Bundesminister der Verteidigung werden wird. Er rief dem Präsidenten zu: “Wir wissen, was wir Ihrem Land dafür schulden, dass wir die Freiheit wiedergewannen, dass sie uns erhalten blieb und dass  wir künftig frei bleiben werden.“  Das Brandenburger Tor, das erstmals mit roten Tüchern und der „Spalterfahne“ verhängt war, verwehrt den  Ostberlinern den Blick auf  Kennedy und seine Begleiter.

Konfrontationspunkt des Kalten Krieges

Vom Podest am Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße sah der Präsident unmittelbar in den Osten der Stadt. Von dort fuhr die Kolonne über den Mehringdamm zum Luftbrückendenkmal weiter zum Rathaus Schöneberg. Auf dem Rudolph-Wilde-Platz war kaum ein Durchkommen.  Kurz vor 13 Uhr war die Delegation im Rathaus, der Präsident machte sich letzte Notizen für seine Rede.

„Meine Berliner und Berlinerinnen, ich bin stolz, heute in Ihre Stadt zu kommen als Gast Ihres hervorragenden Bürgermeisters, der in allen Teilen der Welt als Symbol für den Kampf- und Widerstandsgeist West-Berlins gilt.

Ich bin stolz, auf dieser Reise die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit Ihrem hervorragenden Herrn Bundeskanzler besucht zu haben, der während so langer Jahre die Politik der Bundesregierung bestimmt hat nach den Richtlinien der Demokratie, der Freiheit und des Fortschritts“…

Es ist der Schluss der Rede, der in die Geschichte eingeht. „Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner.“

   

YouTube-Video von Stefan Goßler

Nach der Rede Willy Brands trug sich Präsident Kennedy in das Goldene Buch der Stadt ein. Stille lag über dem Platz, nur die Freiheitsglocke hatte geläutet.

Erinnerung an die Kuba-Krise im Oktober 1962

Ein weiterer Höhepunkt des Besuchs von Präsident Kennedy war seine Rede vor 15.000 Studenten der Freien Universität Berlin im Hof des Henry-Ford-Baus, die ihm die Würde eines Ehrenbürgers der Universität verlieh. In de Urkunde heißt es: „… Die Freie Universität Berlin gedenkt des Mannes, der im Einklang mit den Eingangsworten seines Buches ´Profiles in Courage´, dass Mut die bewundernswerteste aller Tugenden sei, in seiner Eigenschaft als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und als Sprecher aller freiheitlichen Staaten der Welt mit beispiellosem Mut und kühner Besonnenheit in einem der kritischsten Augenblicke der neueren Geschichte die Gefahr des Ausbruchs eines nuklearen Krieges gebannt und gleichzeitig den Fortbestand der rechtsstaatlich demokratischen Staats- und Gesellschaftsordnungen in der Alten und Neuen Welt gesichert hat…“

Mit dem Abflug von Tegel um 17.45 Uhr endete der Besuch von Präsident Kennedy in Deutschland. Fünf Monate später fällt der Hoffnungsträger einer Generation in Dallas einem Attentat zum Opfer. Nach seiner Ermordung am 22. November 1963 wird der Platz  vor dem Schöneberger Rathaus nach John F. Kennedy benannt.

 

Anmerkungen:

„Ein großer Tag in der Geschichte unserer Stadt“ Hrsg. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, 1963.

„The Kennedys“ Museum, Auguststraße 11-13, 10117 Berlin.  

 

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