Sorgen um die geteilte
Halbinsel:
Nordkorea - Südkorea
Der Blick nach Nordkorea ist mit einigen Sorgen um
die politische Stabilität in Südostasien behaftet. Nach dem Tod des
69-jährigen Diktators Kim Jong-ils ist die Nachfolge schnell
auf den 29-jährigen Sohn Kim Jong-un übergegangen. Als „großen
Erben“ und „herausragenden Führer von Partei, Armee und Volk“
bezeichnet ihn die Nachrichtenagentur KCNA. 2012 sollten in
dem kommunistischen Land drei „Führer-Geburtstage“ gefeiert werden.
Der Staatsgründer Kim Il-sung wäre 100 geworden, sein Sohn Kim Jong-il
70 und der nunmehrige Machthaber Kim III. 30 Jahre.
Seit Jahrzehnten ein Konfliktherd
Ein kurzer Rückblick auf das am 38. Breitengrad
geteilte Land zur Verdeutlichung der Lage. Nach Ende des für
Russland verloren gegangenen Krieges 1904/05 gegen Japan, bekommt
dieses das Protektorat über Korea zugesprochen. 1910 annektiert
Japan ganz Korea. Hunderttausende Einheimische fliehen vor den
ungeliebten Japanern in die Mandschurei, nach Sibirien, China und
Russland.
Im Dezember 1943 beschließen die USA,
Großbritannien und Chinas Generalissimus Tsching-Kai-schek, dass
„Korea zu gegebener Zeit frei und unabhängig“ sein werde. Die
Sowjetunion (SU) tritt an der Seite der Alliierten auch in den Krieg
gegen Japan ein.
Bei der Konferenz auf Jalta, vom 2. bis 11.
Februar 1945 beschließen die „Großen Drei“ Roosevelt, Churchill und
Stalin, Korea und Treuhandschaft zu stellen. Den nördlich Teil soll
die SU und den südlichen Teil die USA verwalten. Die SU setzt
aber schon im Mai 1945 eine von Kommunisten geführte „Provisorische
Regierung“ ein. Diese ruft am 12. August 1945 die „Volksrepublik
Korea“ aus und beginnt mit sowjetischer Personal- und Waffenhilfe
den Aufbau einer Armee.
Nordkoreas Streitkräfte
Zum jetzigen Zeitpunkt hat die Armee eine Stärke
von 1.190000 Mann. Die Landstreitkräfte umfassen 1.020000 Mann mit
3.500 Kampfpanzern, 2.500 Schützenpanzern, 3.500
Artilleriegeschütze/gezogen, 4.400 Artilleriegeschütze/SfL und 2.500
Mehrfachraketenwerfern. Die Seestreitkräfte betragen 60.000 Mann mit
61 U-Booten und 8 Überwasserkriegsschiffen. Die Luftstreitkräfte
umfassen 110.000 Mann mit 585 Kampfflugzeugen, 220
Transportflugzeugen und 20 Kampfhubschrauber. Hinzukommen 850-950
strategische Raketen. Etwa 600.000 Mann sind in der Reserve. Ab dem
40. Lebensjahr erfolgt der Dienst in den Roten Garden der Arbeiter
und Bauern bis zum 60. Lebensjahr.
Die Verteidigungsausgaben belaufen sich auf rd.
4,4 Mrd. USD. Das Staatsgebiet umfasst 122.762 qkm, die
Bevölkerungsanzahl etwas über 24 Millionen. Die Hauptstadt ist
Pjöngjang
In Südkorea verläuft die Entwicklung anders. Hier
hat sich der aus dem Exil in den USA zurück gekehrte Politiker
Syngman Rhee etabliert und wird bei den ersten freien Wahlen am 10.
Mai 1948 zum Präsidenten gewählt und am 15. August die Republik
Korea proklamiert. Nordkorea ruft am 9. September 1948 die
Koreanische Demokratische Volksrepublik mit dem Führer Kim Il-Sung
als Ministerpräsident aus. Er steht bis 1992 an der Spitze
Nordkoreas.
Südkoreas Streitkräfte
Die sowjetischen Besatzungstruppen ziehen sich vom
Nordteil der Insel zurück, ebenso räumen die Amerikaner, bis auf 500
Militärberater, den Südteil. Die heutige südkoreanische Armee
hat eine Stärke von 655.000 Mann und eine Reserve von 4.500000 Mio.
Mann. Die Landstreitkräfte umfassen 522000 Mann mit 2414
Kampfpanzern, 100 Schützenpanzern, 3500 Artilleriegeschütze/SfL, 285
Mehrfachraketenwerfer, 60 Kampfhubschrauber. Die Seestreitkräfte
umfassen 68000 Mann (inkl. 29000 Marineinfanterie) mit 18
U-Booten und 22 Überwasserkriegsschiffe. Die Stärke der
Luftstreitkräfte beträgt 65000 mit 449 Kampfflugzeugen und 32
Transportflugzeugen. Die Verteidigungsausgaben belaufen sich auf
25,4 Mrd. USD.
Das Staatsgebiet beträgt 99313 qkm, die
Bevölkerungszahl über 48,2 Mio. Die Hauptstadt ist Seoul. .
Angriff am Sonntagmorgen um 4 Uhr
Am 25. Juni 1950 greift die nordkoreanische Armee
mit massiven Kräften die südkoreanische Hauptstadt Seoul an und
nimmt diese am 27./28. ein. Der Sicherheitsrat der Vereinten
Nationen nimmt eine Resolution an, die Nordkorea auffordert seine
Truppen zurück zu ziehen. Die Einstimmigkeit ist möglich, weil die
SU seit Jahresbeginn die Sitzungen sabotiert. Erstmals seit Bestehen
der Vereinten Nationen spricht sich die Völkergemeinschaft für den
Einsatz von Waffengewalt gegen einen Aggressor aus.
Die Kampfhandlungen verlaufen hin und her, Am 11.
April 1951 wird General Douglas MacArthur von Präsident Truman von
seinem Kommando abgelöst. „General MacArthur war bereit, einen
Weltkrieg zu riskieren. Ich war es nicht“, erklärt der amerikanische
Präsident.
Neuer amerikanischer Präsident Eisenhower
Im Wahlkampf um die Nachfolge Trumans erklärt
Dwight D. Eisenhower den Koreakrieg schnell zu beenden. Der
Durchbruch bei den Waffenstillstandsverhandlungen geschieht nach dem
Tod des sowjetischen Diktators Josef W. Stalin, der am 3. März 1953
gestorben ist. Am 27. Juli 1953 um 10.00 Uhr wird in einer Baracke
in Pammunjon das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Es wurde
bis heute nicht durch einen Friedensvertrag ersetzt.
Verluste und Schäden
Die UN-Truppen beklagen etwa 95000 Tote, darunter
fast 37000 Amerikaner. Auf Seiten von Nordkorea und China soll es
1,3 Mio. Tote gegeben haben. Die Toten in der Zivilbevölkerung
werden auf beiden Seiten auf etwa eine Million geschätzt. Etwa 43
Prozent der Industrieanlagen und 33 Prozent des Wohnraums werden
zerstört. Der Krieg kostet den USA 15 Milliarden USD, den Alliierten
1,5 Mrd. USD. Verstöße gegen das Kriegsvölkerrecht: Erschießungen
von Kriegsgefangenen und Hinrichtungen unter der Zivilbevölkerung,
sind nachgewiesen. Waffenerprobungen an Gefangenen und der Einsatz
bakteriologischer Massenvernichtungswaffen sollen vorgekommen sein.
Im Laufe des dreijährigen Krieges kämpfen fast eine Million Soldaten
aus folgenden Nationen: Amerika, Südkorea, Türkei, Australien,
Großbritannien, Belgien, Frankreich, Luxemburg, Kanada, Kolumbien,
Südafrika, Neuseeland, Äthiopien, Griechenland, Niederlande,
Philippinen, Thailand gegen Nordkorea und chinesische
“Freiwilligenverbände“. Indien, Schweden und Dänemark stellten
Lazaretteinheiten zur Verfügung.
Lazarett der Bundesrepublik Deutschland
Die Bundesrepublik Deutschland stellt nach dem Krieg ein Lazarett im Umfang von 250 Betten zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung. Die Leitung und Durchführung überträgt die Bundesregierung dem Deutschen Roten Kreuz. Das deutsche Korea-Hospital besteht bis März 1959 in Pusan. Leiter der chirurgischen Abteilung ist Dr. Eberhard Daerr. Im Mai 1956 kommt er aus Korea zurück und tritt als Oberstabsarzt in die Bundeswehr ein. 1969 wird er der vierte Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr.
Peter E. Uhde, GfW Köln