Von Peter E. Uhde 

Tiananmen-Platz (Platz des himmlischen Friedens) Foto: Wikipedia Lizenz: CC-BY 2.0

In der Nacht vom 3. auf 4. Juni 1989 beendete die chinesische Führung unter Deng Xiaoping die  Proteste von Studenten, Arbeitern und Bürgern in Beijing und anderen Städten Chinas durch den Einsatz von militärischer Gewalt. Die Soldaten der Volksbefreiungsarmee  schossen auf ihre Landsleute und walzten mit ihren Panzern Straßensperren, Unterkunfts- und Sanitätszelte nieder. Die Demonstranten, hauptsächlich Studenten, hatten seit Wochen im Zentrum der Hauptstadt  auf dem Tiananmen-Platz für mehr Demokratie, Bürgerfreiheiten und Menschenrechte demonstriert. Über die Anzahl der bei der blutigen Niederschlagung  Getöteten, Verletzten und Inhaftierten gibt es bis heute keine genauen Angaben. Die chinesische Führung versucht seit dem „Massaker vom Tiananmen“ die Erinnerung an die Ereignisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens aus dem kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung zu löschen. Das gelingt aber nicht. In  jedem Jahr gibt es immer wieder Versuche auf die damaligen Geschehnisse aufmerksam zu machen. Seit Jahren erinnern die „Mütter von Tiananmen“ und Bürgerrechtsorganisationen in der ganzen Welt an das gewaltsame Vorgehen gegen friedliche, unbewaffnete Demonstranten. Für die chinesische Führung ist die Studentenbewegung bis heute eine „konterrevolutionäre Rebellion“, die von außen gesteuert wurde.

Die Nach-Mao-Ära

Nach dem Tod von Mao Zedong im September 1976 versuchten dessen Nachfolger die angespannte Situation mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformprozessen  zu verbessern. Das gelang aber nicht, während in der Sowjetunion durch die Politik von Michail Gorbatschow Perestroika (Umbau) und Glasnost (Offenheit, Transparenz) wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen einhergingen. Mitte Mai 1989 kam Gorbatschow zum Staatsbesuch nach China. Der vorgesehene Staatsempfang auf dem Tiananmen konnte durch die u.a. im Hungerstreik den Platz besetzenden Studenten und Sympathisanten dort nicht stattfinden. Der Polizei und Militär war es nicht gelungen den Platz, der mit 40 Hektar einer der größten städtischen Innenplätze ist, zu räumen.  Hier können sich mehr als hunderttausend Menschen versammeln. So eine Provokation des Volkes hatte die chinesische Führung noch nicht erlebt und es ist davon auszugehen, dass hier der Entschluss fiel, gewaltsam die „konterrevolutionäre Rebellion“ niederzuschlagen. Durch den Staatsbesuch Gorbatschows war die Anwesenheit und Aufmerksamkeit ausländischer Medien in Chinas Hauptstadt noch verstärkt, so dass man aber noch etwas Zeit verstreichen ließ. Seit dem 20. Mai galt der Ausnahmezustand.

Die Beleuchtung wurde ausgeschaltet

Als dann in der Nacht der Einsatzbefehl an die Truppen gegeben wurde, kam es schließlich doch zum Einsatz von Waffen durch den Staat aber auch durch Demonstranten, die z.B. mit selbstgebastelten Molotowcocktails Panzer der Volksbefreiungsarmee bewarfen. Der Tiananmen-Platz wurde bis in die Morgenstunden geräumt, Tote hat es hier nicht gegeben. Es dauerte Tage bis sich die Lage in Peking und im Land entspannte. Über die Zahl der Toten, Verhafteten, Verurteilten, dabei auch Todesurteile  und Verletzten gibt es keine öffentlichen Angaben.  Die Ohnmacht der Demonstranten symbolisiert das Bild des „Tank Man“ des einzelnen Mannes vor der Kolonne von Panzern. Das Foto wurde am 5. Juni von dem amerikanischen Fotografen Charlie Cole aufgenommen. Er erhielt dafür den „World Press Photo oft the Year Award“. Die Kolonne kann er stoppen, die Gewalt aber nicht aufhalten.

Befürchtungen, dass es bei der Oktoberrevolution 1989 in Leipzig zu einer „chinesischen Lösung“, dem Einsatz  von Polizei und Nationale Volksarmee gegen die Demonstranten hätte kommen können, waren in den Oktobertagen vorhanden. Die Proteste verliefen jedoch friedlich. Die Staatsgewalt stand bereit, griff aber nicht ein.

Gedenkveranstaltungen werden unterbunden

In einem offenen Brief zum 25. Jahrestag des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens appellieren  die Unterzeichner an alle deutschen Politiker, die chinesische Führung offen aufzufordern, „die Wahrheit über das Massaker offenzulegen, sich bei dem chinesischen Volk zu entschuldigen, den Hinterbliebenen der Opfer Unterstützung zu gewähren, die politische Verfolgung sofort zu stoppen, alle politischen Gefangenen freizulassen , die Oppositionellen frei agieren zu lassen und die im Exil lebenden Dissidenten frei in ihr Land zurückkehren zu lassen.“ Ihr Aufruf schließt: „Die chinesische Gesellschaft benötigt Toleranz und Aussöhnung, um China eine stabile, nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.“

Oben                                                                                                                                                                   Zurück

Unsere Partner: