Zum Tode von Hans Apel
Dr. Hans Apel, Verteidigungsminister von 1978 bis 1982, verstarb am 6. September 2011 in seiner Heimatstadt Hamburg im Alter von 79 Jahren.
Hans Apel (SPD) war der siebente Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland. Mit ihm, der Georg Leber auf der Bonner Hardthöhe ablöste, übernahm am 16. Februar 1978 der zweite Hamburger den Chefsessel im Ministerbüro. Mit seinem Amtsantritt vollzog sich zugleich ein Generationswechsel. Am 25. Februar 1932 geboren, machte er 1951 Abitur und absolvierte eine Lehre als Im- und Exportkaufmann. Danach studierte er Wirtschaftswissenschaften in seiner Heimatstadt, 1955 trat er in die SPD ein.
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Vom Finanzminister zum Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt
Seine politische Laufbahn begann als Sekretär der sozialistischen Fraktion des Europäischen Parlaments. 1965 wurde er Mitglied des Bundestages und nach Bildung der Koalition von SPD/FDP im Dezember 1972 Staatssekretär im Auswärtigen Amt. 1974 wurde er im Kabinett Helmut Schmidts Finanzminister und blieb es auch nach der Bundestagswahl vom Oktober 1976. Bei der Regierungsumbildung in 1978, die durch den Rücktritt von Georg Leber als Verteidigungsminister erforderlich wurde, wechselte Hans Apel in das Verteidigungsressort.
Als Angehöriger der ungedienten „weißen Jahrgänge“ und bekennender Protestant hatte er noch 1975 erklärt, kein Verhältnis zu Militär und Bewaffnung zu haben. Drei Jahre später übernahm er die politische Verantwortung auf der Bonner Hardthöhe. Im November 1978 reichte Generalinspekteur Harald Wust seinen Rücktritt ein, „wegen mangelnder Zusammenarbeit“ mit dem Minister. An dessen Stelle trat Heeresgeneral Jürgen Brandt.
Gewaltsame Ausschreitungen beim Feierlichen Gelöbnis in Bremen
Nach der Bundestagswahl vom 5. Oktober 1980 wurde Apel im Amt bestätigt. Als die Bundeswehr ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen im November 1980 mit einem Gelöbnis auf dem Bonner Marktplatz beging, kam es zu heftigen Ausschreitungen gegen die Streitkräfte.
Nach einem Bericht des Untersuchungsausschusses zur Finanzierung des deutsch-britisch-italienischen Luftwaffenprojektes „Tornado“, der dem Ministerium Informations- und Kontrollmängel vorwarf, war die Reputation des Ministers angeschlagen. Nach dem Zerfall der sozial-liberalen Koalition im September 1982 endete Apels Amtszeit als Verteidigungsminister. Die Stiftung des Ehrenzeichens der Bundeswehr fiel in seine Amtszeit.
Engagierter Wahlkämpfer in Berlin
1985 trat er als Spitzenkandidat der SPD in Berlin für das Amt des Regierenden Bürgermeisters an, verlor aber gegen den damaligen Amtsinhaber Eberhard Diepgen.
Bis 1990 war Hans Apel noch in der Politik aktiv. Nach der Wiedervereinigung bekleidete er Funktionen in der Wirtschaft in den neuen Bundesländern. Nebenbei verfasste er einige Bücher, u.a. „Der Abstieg“ (1991), „Die deformierte Demokratie“ (1993), „Zerstörte Illusionen“ (2000) und „Volkskirche ohne Volk“ (2003). Hans Apel war immer ein aufmerksamer Beobachter des gesellschaftlichen Geschehens und meldete sich öfter kritisch bei Grundsatzfragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu Wort. Die vergangenen zwei Jahre waren bereits durch seine Krankheit geprägt.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière würdigte Apel als einen zupackenden Hanseaten mit großem Herzen, der uns noch lange in Erinnerung bleiben werde.
Peter - E. Uhde