Journalist und Blogger Thomas Wiegold  über die Schwierigkeit, Sicherheitspolitik in eine breite Öffentlichkeit zu bringen

Von Aranka Szabó

Thomas Wiegold in Aktion - Foto: Aranka Szabó

Berlin. Auf der Bundesversammlung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik Mitte April in Berlin referierte der freie Journalist, Experte für Sicherheitspolitik und Blogger Thomas Wiegold darüber, „Warum ist es so schwierig, Sicherheitspolitik zu vermitteln?“

„Willkommen beim Minderheitensport“ - Mit diesen Worten begrüßte Thomas Wiegold die GfW-Sektionsleiter und befand sich mit dieser Einleitung sofort im Thema. Zwei Gründe nannte der Journalist, weshalb sicherheitspolitische Themen sowohl in den Medien als auch in der Bevölkerung nur wenig Beachtung fänden. Zum einen gäbe es nur wenige Fachredakteure und zum anderen verringere sich durch den Wegfall der Bundeswehr der Kontakt der Bevölkerung zu ihrer eigenen Armee.  „Es gibt eine Generation, die kennt die Bundeswehr nur noch aus dem Fernsehen“, sagte Wiegold.

Thomas Wiegold betreibt als freier Journalist das Weblog augengeradeaus.net, ein Online-Journal, das sich ausschließlich mit sicherheitspolitischen Themen, die einen Deutschland-Bezug haben, beschäftigt. Mit, nach eigenen Angaben, 20 bis 30.000 Zugriffen täglich ist dieser Blog wohl der am meisten gelesene im Bereich der Sicherheitspolitik in Deutschland.  Den GfW-Sektionsleitern machte er deutlich, dass es mit dem Schreiben von Berichten in der Online-Welt allerdings nicht getan sei, um solch hohe Nutzerzahlen zu erreichen. Diese resultierten auch aus der technischen wie inhaltlichen Verzahnung seiner Webseite mit Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken oder Diensten.

Bei der Weiterentwicklung der GfW riet er seinen Zuhörern, sich über die Zielgruppe Gedanken zu machen. „Wen will ich erreichen?“ oder „Wer sind die Leute, die ich interessieren will?“, sollte erst einmal definiert werden und dann überlegt werden, wo diese altersmäßig und sozial  angesiedelt seien, denn je nachdem verlange das eine unterschiedliche Herangehensweise. Auch auf die Wahl des Mediums ging Wiegold ein. Die Zeitschrift „Europäische Sicherheit und Technik“, die auch das Verbandsorgan der GfW ist, sei „etwas für Leute, die schon katholisch sind.“ Der Journalist wies darauf hin, dass „Kommunikation ist, wie es ankommt. Verlieren Sie Leute nicht durch zu technisches Vokabular.“ Durch Verwendung gängiger Begriffe, könne man im Internet versuchen, in den Suchmaschinen besser platziert zu werden. Auch sollte man auf eine Plattformunabhängigkeit des Mediums achten.

„Sie müssen mit den Medien leben, die sie haben“, sagte er zu dem geringen Interesse der Tageszeitungen an den GfW-Vorträgen. Hier heiße die Devise: „Dicke Bretter bohren und ins Gespräch kommen“ und „nicht zumüllen“ und „mit Schrot auf Spatzen schießen.“ Er riet den Sektionsleitern, den richtigen Ansprechpartner bei seiner Tageszeitung in Erfahrung zu bringen und in persönlichen Kontakt zu treten. Wobei Wiegold auch sagte, dass die junge Generation keine Tageszeitungen mehr lesen, sondern das Web als Informationsquelle nutzen würden. Deshalb seien auch die Auflagezahlen der Tageszeitungen stark rückläufig.

„Sicherheitspolitik ist kein Militarismus“, sagte Wiegold im Hinblick auf die Themen, mit denen sich die GfW-Sektionen beschäftigten. Entsprechend sollte sich die GfW fragen, ob sie inhaltlich breit genug aufgestellt sei und ob es hier nicht noch Optimierungsmöglichkeiten gäbe. Grundsätzlich fand er, dass die GfW-Themen „anfassbar“ seien und „im Internet so nicht zu finden sind.“ Er wertete das als eine „Stärke, die Sie nutzen sollten.“ Grundsätzlich interessiere die breite Öffentlichkeit ein Erfahrungsbericht aus erster Hand mehr als ein Vortrag eines Akademikers: „Menschen zum Anfassen sind in einem Vortrag unschlagbar.“ 

„Es bedarf vieler kleiner Schritte“, um die GfW für die Zukunft zu rüsten und gab zum Schluss noch einen Tipp: „streichen Sie das ,Wehr´ aus ihren Namen.“

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