Nr. 07/2012

 

Periodischer Beitrag

Landesbereich IV

Hessen - Rheinland-Pfalz - Saarland

 

Sektion Landau-Südpfalz

Sektionsleiter: Studiendirektor a. D. Hans-Joachim Klingel

Im März dieses Jahres erinnerte die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik in einem Festakt in Berlin an den 60. Jahrestag ihrer Gründung. Dieses Jubiläum soll Anlass sein, einen Blick auf die Geschichte und Entwicklung der Sektion Landau-Südpfalz zu lenken.

Ende der 50er Jahre gründeten Offiziere der Bundeswehr in der Südwestecke  Deutschlands die Sektion Landau der GfW, um auch in diesem Teil von Rheinland-Pfalz sicherheitspolitische Informationen zu vermitteln. Durch eine Versetzung des damaligen Sektionsleiters bedingt und weil kein Nachfolger gefunden werden konnte, wurde die Sektion bereits Mitte der 60er Jahre wieder aufgelöst. Erst 1985 wurde auf Initiative des Kommandeurs des VKK Landau und des heutigen Sektionsleiters die Sektion Landau-Südpfalz wieder ins Leben gerufen.

Bei der Organisation der sicherheitspolitischen Informationsarbeit ist die Sektion bemüht, Veranstaltungen mit regionalen und lokalen Bezügen anzubieten, andererseits gilt es bei der Auswahl der Themen und Referenten zeitnahe und aktuelle Angebote zu machen.

Aus dem erst genannten Grund bilden "französische Themen" immer einen Schwerpunkt unserer Sektionsarbeit. Landau hat nämlich zu Frankreich besonders intensive Beziehungen. Vom Frieden von Münster und Osnabrück 1648 bis zum 2. Pariser Frieden 1816 gehörte Landau zu Frankreich: 1688/91 baute Vauban Landau zur französischen Festung aus und nach dem 2. Weltkrieg war in Landau Sitz der 5. französischen Panzerdivision. Aus diesen Gründen beschäftigt sich unsere Sektion kontinuierlich mit der französischen Sicherheits- und Europapolitik. Französische Diplomaten, Generale, Offiziere und Wissenschaftler aus Frankreich und Deutschland  erläutern in unserer Sektion immer wieder die französische Politik. Unvergessener Höhepunkt war ein Vortrag von Pierre Pflimlin, letzter Ministerpräsident der IV. Republik und Präsident des Europäischen Parlaments. In eindringlichen Worten beschwor er dabei die Notwendigkeit deutsch-französischer Zusammenarbeit.

Landau und die Südpfalz weisen nicht nur Bezüge zur französischen Geschichte auf; genauso verpflichtend ist für uns, die Tatsache, dass aus Landau Anne Franks Vorfahren stammen und Landau eine große Judengemeinde besaß, an die im Frank-Loebschen Haus erinnert wird. Ständige, für uns selbstverständliche, immer wieder zu behandelnde Themen sind daher für uns das deutsch-israelische Verhältnis und der ungeregelte Nahost-Konflikt. Referenten aus Israel, dem arabischen Raum und aus Deutschland  werden deshalb immer wieder zu Vorträgen und Gesprächen eingeladen.

Seit mehr als 15 Jahren arbeitet zudem die Sektion eng und vertrauensvoll mit dem Institut für Sozialwissenschaften, Abteilung Politikwissenschaften, der Universität Koblenz-Landau (Leiter: Prof. Dr. Siegmar Schmidt) und dem Verein "Kulturzentrum Altstadt" in Landau (Vorsitzender Bernd Jung) zusammen. Sinn und Zweck der Kooperation ist es, die Teilnehmerzahl an unseren Veranstaltungen zu erhöhen und dadurch wiederum die Qualität und Aktualität unseres Informationsangebotes zu erhöhen. Das Einsparen von Haushaltsmitteln ist einer weiterer, keinesfalls nebensächlicher Nebeneffekt.

Auch im Jahre 2011 wurde mit einer guten Mischung aus Vortragsveranstaltungen mit aktuellen und historischen Themen das Interesse unserer Mitglieder und Zuhörer geweckt.

Eine umfassende Würdigung des militärischen Widerstands und Claus von Stauffenbergs nahm in seinem Vortrag "Die richtige Tat zur rechten Zeit. Zum Umsturzversuch des 20. Juli 1944: Die Geschichte des Widerstands und seine Deutung in der Nachkriegszeit" Prof. Dr. Peter Steinbach, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, vor. Der Mannheimer Ordinarius arbeitete dabei besonders die große legitimatorische Bedeutung des Widerstands für die Bundesrepublik und die Bundeswehr heraus. In einem spannenden, von vielen persönlichen Erfahrungen geprägten Bericht über den "2+4-Vertrag aus der Sicht der DDR-Regierung - Der Austritt der DDR aus dem Warschauer Pakt" ließ Werner E. Ablaß das Jahr 1990 und entscheidende Stationen auf dem Weg zur deutschen Einheit aufleben. Ablaß war von der Volkskammerwahl im März 1990 bis zur Wiedervereinigung im Oktober 1990 Staatssekretär für Abrüstung und Verteidigung in der letzten DDR-Regierung. Eindringlich schilderte er, wie die DDR mit der Sowjetunion und den anderen Staaten des Warschauer Pakts über den Austritt der DDR aus diesem Militärbündnis verhandelte. Der Austritt sei letztlich Voraussetzung für den "Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland" und damit für die deutsche Einheit geworden.

Hochaktuell waren die drei nächsten Vorträge, die deshalb große Aufmerksamkeit fanden.

Über die militärische Situation in Afghanistan  erstattete Nicolai Schenk, Major d. R. und Erster Beigeordneter des Landkreises Südliche Weinstraße, Bericht: "Erlebnisse eines deutschen Offiziers des Ausbildungs- und Schutzbataillons im 25. Deutschen Einsatzkontingent Kunduz". Seine vielfältigen militärischen Erfahrungen, die Schenk bei drei Einsätzen in Afghanistan gewann, ließen ein lebendiges Bild des alltags der ISAF-Truppen entstehen und ergänzten damit die Nachrichten in Fernsehen, Rundfunk und Presse.

Prof. Dr. Siegmar Schmidt, Afrika-Experte an der Universität Koblenz-Landau, referierte wenige Tage nach der Unabhängigkeitserklärung der Republik Südsudan über "Südsudan - die schwierige Geburt eines neuen Staates". Schmidt verdeutlichte die Unterschiede zwischen dem christlich und animistisch geprägten Südsudan und dem mehrheitlich islamischen (Nord-) Sudan und untersuchte, ob ein neuer Konfliktherd in Afrika entsteht, wie stabil die beiden neuen Staaten sind und welche Herausforderungen auf die Weltgemeinschaft voraussichtlich zukommen werden.

Auf sehr großes Interesse bei einem insgesamt besorgten Publikum stieß Dr. Volker Wissing, MdB, bei dem Thema "Der Euro in der Krise - wie stabil ist der gemeinsame Währungsraum?" Als stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und als Finanzexperte ist Wissing in besonderem Maße mit der Problematik vertraut. Er stellte fest, dass zur Europäischen Solidarität mit Griechenland und den übrigen Schuldenstaaten keine Alternativen gebe, dass Hilfe zur Selbsthilfe unter strengen Auflagen der richtige Weg sei und dass die Schuldenkrise die europäische Politik noch lange bestimmen werde.

Mit Zuversicht und Optimismus geht die Sektion Landau-Südpfalz in das 7. Jahrzehnt ihres Dachverbandes, in der Gewissheit, dass die Themen auch in den nächsten Jahren nicht ausgehen werden.

Hans-Joachim Klingel

Sektionsleiter 

 

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