Nr. 08/2014

Periodischer Beitrag

Landesbereich V

Baden - Württemberg

 

 

Sektion Ostwürttemberg

Sektionsleiter: Gerhard Ziegelbauer

 

Informationsbesuch in Lagerlechfeld

Nach Lagerlechfeld führte der Informationsbesuch die Teilnehmer der GfW-Sektion Ostwürttemberg, welche vom Sektionsleiter Gerhard Ziegelbauer organisiert wurde.

Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 (TaktLwG 74), bis zum 30. September 2013 Jagdgeschwader 74 (JG74), ist eines der drei Eurofighter-Geschwader der deutschen Luftwaffe. Es ist das zweite Geschwader der Bundeswehr, das die Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ Eurofighter Typhoon als neues Flugzeugmuster erhielt. Das Geschwader ist auf dem Fliegerhorst Neuburg an der Donau stationiert und stellt die Alarmrotte für den süddeutschen Raum. Als Ausweichplatz steht der Fliegerhorst Lechfeld dem Geschwader zur Verfügung.

Ausgestattet war das Geschwader zunächst mit dem allwetter- und nachtkampftauglichen Flugzeugmuster F-86K „Sabre“. Seit 1962 ist es der NATO assigniert. Der erste Flugzeugmusterwechsel erfolgte schon ab 12.Mai 1964.

Das JG 74 stellte bis Anfang 1966 um auf die Lockheed F 104-G“Starfighter“.

Der Beinamen „Mölders“ – nach einem Luftwaffenoffizier des Zweiten Weltkrieges und vormaligen Angehörigen der Legion Condor – wurde dem Verband am 32.Todestag von Werner Mölders, dem 22.11.1973, verliehen. Damit war das Jagdgeschwader eines der Traditionsgeschwader der Luftwaffe. Nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages, Mitglieder der Legion Condor nicht länger als Leitbilder für deutsche Soldaten zu empfehlen, wurde dieser Beinamen vom Bundesminister der Verteidigung 2005 wieder gestrichen.

Im Jahre 1974 wurde der Verbandes wiederum mit einem neuen Flugzeugmuster ausgestattet. Die Ära der legendären F4F „Phantom“ II in der Luftwaffe begann. Gleichzeitig mit der Einführung der Phantom erhielt das Geschwader den zusätzlichen Auftrag als Jagdbombergeschwader, dieser wurde jedoch nach dem Ende des Kalten Krieges aufgehoben. Dieser Jet wurde bis 2008 eingesetzt.

Seit 2006 erfolgte bereits schrittweise die Umrüstung auf den Eurofighter. Die ersten vier Eurofighter landeten am 25. Juli 2006 beim JG 74 in Neuburg an der Donau und wurden offiziell in Dienst gestellt. Am 12.Juni 2008 endete schließlich formal nach 34 Jahren der Flugbetrieb der Phantom. Das JG 74 war somit das erste Eurofighter-Einsatzgeschwader der Bundeswehr.

Am 3. Juni 2008 wurde der NATO erstmals die Übernahme der Alarmrotte der Luftverteidigungssofortbereitschaft durch das Waffensystem Eurofighter gemeldet.

Ein Eurofighter des TaktLwG 74 beim Startvorgang

Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurde zum 01. Oktober 2013 das Jagdgeschwader 74 (JG 74) in Taktisches Luftwaffengeschwader (TaktLwG 74) umbenannt.

Gegliedert ist das Geschwader in die Fliegende und die Technische Gruppe. Die Fliegende Gruppe umfasst die beiden Jagdstaffeln und die Flugbetriebsstaffel, die Technische Gruppe setzt sich aus der Instandsetzungs- und Elektronikstaffel, der Wartungs- und Waffenstaffel und der Nachschub- und Transportstaffel zusammen.

Seit Ende März 2013 obliegt dem Geschwader zusätzlich der Betrieb des Militärflugplatzes auf dem Lechfeld. Sie unterhält an diesem Zweitstandort hierzu die Flugplatzstaffel Lechfeld des TaktLwG 74. 

Gerhard Ziegelbauer

In eigener redaktioneller Verantwortung

 

Drei-Sterne-General referiert über Sicherheitspolitik in Europa

Bei der gemeinsamen sicherheitspolitische Abendveranstaltung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik und des Reservistenverbandes, referierte Generalleutnant Richard Roßmanith im Ellwanger Peutinger Gymnasium über die „Gemeinsame Sicherheit und Verteidigung in Europa“.

Dr. Hermann Rieger, Direktor des Peutinger Gymnasiums, stellte den militärischen Werdegang von Generalleutnant Richard Roßmanith vor. Roßmanith der 1973 bei der Bundeswehr eintrat, durchlief zahlreiche Verwendungen bei der NATO als Deutscher Vertreter für militärische Belange, G3 Stabsoffizier im SFOR in Sarajevo (Bosnien-Herzegowina), Kommandeur der KFOR in Prizren (Kosovo) sowie Chief of Staff bei der ISAF in Kabul (Afghanistan). Seit 2013 ist der Drei-Sterne-General Befehlshaber des Multinationales Kommando Operative Führung in Ulm (MN KdoOpFü Ulm).

Generalleutnant Richard Roßmanith referierte im Ellwanger Peutinger Gymnasium Foto: Sebastian Fuchs

Der Generalleutnant eröffnete seinen Vortrag mit einer Vorstellung der Aufgaben des MN KdoOpFü Ulm. Das Kommando stellt Personal und Material zur Führung multinationaler Land-, Luft- und Seestreitkräfte bei Auslandseinsätzen zur Verfügung. Das Spektrum des am 1. Juli 2013 in Ulm aufgestellten Kommandos reicht dabei von humanitären und friedenssichernden Operationen bis hin zu Kampfeinsätzen für die Vereinten Nationen, die NATO oder die Europäischen Union.

Das Kommando untersteht dem Inspekteur der Streitkräftebasis, im Einsatz direkt der jeweiligen multinationalen Führungsebene sowie bei rein deutschen Angelegenheiten dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Deutschland stellt als Rahmennation mit dem Ulmer Kommando eine Kernfähigkeit zur Verfügung, an der andere Staaten teilhaben können. Das Kommando ist damit die einzige Dienststelle der Bundeswehr, die strukturell ausländische Soldaten und zivile Angehörige von NATO- oder EU-Mitgliedsstaaten aufweist.

Der Befehlshaber führte aus, dass keine klassische Bedrohung mehr im direkten Umfang besteht, da wir von Freunden umgeben sind. Ein Unsicherheitsgefühl besteht zunehmend durch Cyber-Kriminalität und unveränderte Bedrohung durch transnationalen Terrorismus.

Roßmanith führte aus, dass im Umfeld der EU der „Arabische Frühling“ nicht die erhofften Ergebnisse in Hinblick auf Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und Wohlstand erbracht hat. Eher das Gegenteil ist der Fall. Auch Saudi-Arabien, Katar oder Russland treten außenpolitisch in verstärkte Konkurrenz zur EU. Das internationale System ist somit zunehmend gekennzeichnet von dynamischen Instabilitäten, wachsenden Abhängigkeiten, steigende Globalisierung und einer aus der Balance geratenden Multipolarität. Bedrohungen und Risiken sind zunehmend komplex und unvorhersehbar.

Die mangelnde Handlungsfähigkeit in den Balkankriegen der 1990er Jahre führte der EU drastisch vor Augen, dass sie den sicherheits- und verteidigungspolitischen Problemen selbst in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hilflos gegenüberstand. Nach diesen Schwierigkeiten im Umgang mit der Jugoslawienkrise wurde beim Europäischen Rat in Köln 1999 eine „Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ ins Leben gerufen. Das ist somit die Geburtsstunde“ der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der EU.

Das Thema stieß auf großes Publikumsinteresse   Foto: Sebastian Fuchs

Die Aufgaben der GSVP sind im Einzelnen humanitäre Aufgaben und Rettungseinsätze, friedenserhaltende Aufgaben sowie Kampfeinsätze bei der Krisenbewältigung, einschließlich friedensschaffender Maßnahmen. Mit dem Lissabonner-Vertrag wurden diese 2009 um die Bekämpfung des Terrorismus erweitert.

Da die EU über keine eigenen militärischen Kräfte verfügt ist die EU auf die militärische Ausstattung ihrer Mitgliedstaaten angewiesen. Ob diese ihre Armeen in einen Kampfeinsatz entsenden, richtet sich nach dem jeweiligen innerstaatlichen Recht. In Deutschland ist hierfür ein politischer Beschluss des Bundestags notwendig.

Militärisch beabsichtigt die EU innerhalb von 60 Tage für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr 50.000-60.000 Soldaten als schnelle EU-Eingreiftruppe zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich stehen für sich schnell entwickelnden Krisenlagen die EU Battle Groups zur Verfügung. Diese flexiblen Verbände mit einer Stärke von ca. 1.500-2.000 Soldaten können innerhalb von 10-15 Tagen bis zu vier Monate zur raschen Krisenreaktion eingesetzt werden. Bis heute kam allerdings noch keine „Battle Group“ zum Einsatz.

Erfahrungen auf dem Balkan, in Afghanistan und anderen Krisenregionen haben gezeigt, dass zivile Instrumente unverzichtbarer Teil des Krisenmanagements sind. Der Europäische Rat beschloss, Fähigkeiten in den Schwerpunktbereichen Polizei, Rechtsstaat, Zivilverwaltung und Katastrophenschutz aufzubauen.

Aktuell finden etwa 20 EU geführte Operationen statt. Beispielhaft seien hier die Polizeimissionen in Afghanistan und im Kongo, die Militärische Operation der EUFOR in Bosnien und Herzegowina, die Ausbildungsmissionen in Somalia und Mali oder die Operation zur Piratenbekämpfung am Horn von Afrika erwähnt.

Sebastian Fuchs

In eigener redaktioneller Verantwortung

 

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