03. Oktober 1988

Von Peter E. Uhde

Im Oktober 1956 bildete Bundeskanzler Konrad Adenauer das Kabinett um. Franz Josef Strauß wurde Verteidigungsminister und zog in die Ermekeilkaserne ein. Er übernahm das Amt von Theodor Blank, dem Adenauer nicht mehr zutraute, den Aufbau der neuen Streitkräfte zügig voranzutreiben. Strauß hatte schon in zwei Ministerverwendungen, Bundesminister für besondere Aufgaben und seit Oktober 1955 Bundesminister für Atomfragen, Kabinettserfahrung.

Geboren am 6. September 1915 in München

Der Sohn eines Metzgermeisters machte 1935 Abitur, leistete Arbeitsdienst und studierte in München Geschichte, klassische Sprachen und Volkswirtschaft. 1939 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, diente bis 1942 an der Ost- und Westfront und war dann aufgrund schwerer Erfrierungen u.a. an der Flakschule in Altenstadt/Schongau eingesetzt. Hier erlebte er als Oberleutnant das Kriegsende.

Seine politische Karriere begann als stellvertretender Landrat in Schongau wo er 1946 zum Landrat gewählt wurde. Als Mitbegründer der Christlich Sozialen Union (CSU) machte er in der Partei schnell Karriere. 1949 wird er Mitglied des Deutschen Bundestages. Mit konkreten Planungen zur Wiederbewaffnung war er als Leiter des EVG-Ausschusses (Europäische Verteidigungsgemeinschaft) 1952/53 befasst.

 

 Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß mit Oberst Helmut von Grolmann, Wehrbeauftragter des Bundestages, 1959  -  Bundesarchiv_Bild_183 643810016

Krisen begleiten seine Zeit als Verteidigungsminister

Nach dem Prinzip „nicht kleckern sondern klotzen“ übernahm der ehemalige Artillerist sein Amt. Am 1. April 1957 traten die ersten Wehrpflichtigen ihren Dienst an. Heftige Kritik am Verteidigungsminister und an der militärischen Führung löste das „Illerunglück“ aus. Am 3. Juni 1957 ertranken 15 Soldaten auf dem Rückmarsch vom Geländedienst in eine Kemptener Kaserne in der Iller.

Wichtige Entscheidungen fielen in die Jahre seiner Amtszeit. Die Neugliederung des Heeres, die Beschaffung des Schützenpanzers HS 30 und die Entscheidung für den F 104 G Starfighter. Die erste zivile Katastrophenhilfe  in Agadir/Marokko, Vereinbarungen über die Nutzung von Truppenübungsplätzen im Ausland, Wechsel des ersten Generalinspekteurs Adolf Heusinger an die Spitze des Militärausschusses der NATO und der Einsatz bei der Flutkatastrophe in Norddeutschland im Frühjahr 1962 waren weitere Ereignisse.

F 104 G Starfighter - Formation des JG 74, Neuburg, Donau1965

Bundesarchiv, B 145 Bild-F027410-0011 / Berretty / CC-BY-SA

Die erste Staatskrise der jungen Republik

Den Sturz von Strauß löste dann die als „Spiegel-Affäre“ in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangene Staatskrise aus. Gegen Mitarbeiter des Magazins „Der Spiegel“ war wegen eines Berichtes über das NATO-Manöver „FALLEX 62“ ein Verfahren wegen Landesverrat eingeleitet worden. Zuerst bestritt Strauß vor dem Bundestag jegliche Beteiligung an dieser Angelegenheit. Später gab er aber zu, die Verhaftung des Spiegel-Redakteurs Conrad Ahlers durch die spanische Polizei über den deutschen Militärattaché in Madrid veranlasst zu haben. Am 20. November 1962 trat er als Verteidigungsminister zurück. Sein Nachfolger wurde der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Kai-Uwe von Hassel.

Franz Josef Strauß politische Karriere war aber damit nicht zu Ende. Am 1. Dezember 1966 wurde er Finanzminister im Kabinett der Großen Koalition unter Bundeskanzler Georg Kiesinger. Als „Plisch und Plum“ gingen Franz Josef Strauß und Wirtschaftsminister Karl Schiller in die Annalen ein. Durch den Regierungswechsel verliert Strauß sein Amt. Er scheidet 1978 aus dem Bundestag aus und wird Bayerischer Ministerpräsident. 1980 versucht er noch einmal in der Bundespolitik Fuß zu fassen. Er ist Kanzlerkandidat der CDU und CSU bei den Bundestagswahlen. Die Wahl geht aber verloren. Der maroden DDR verhilft Strauß 1983 durch einen Milliardenkredit deutscher Banken zum wirtschaftlichen Überleben.

Am 1. Oktober 1988 erlitt Strauß einen  Herzinfarkt auf einem Jagdausflug in Regensburg, an dem er zwei Tage später verstarb. Er ist in Rott a. Inn beigesetzt. 1992 wurde der neue Münchner Flughafen nach Franz Josef Strauß, der leidenschaftlicher Flieger war, benannt.

 

Oben                                                                                                                                                                    Zurück

Unsere Partner: