Von Peter E. Uhde

 

Foto: Helmut Schmidt (2001), Nvpswitzerland, Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Am 23. Dezember wird Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der von Ende 1969 bis Mitte 1972 auch Bundesminister der Vereidigung war, 95 Jahre. Überhäuft mit Ehrungen und höchsten in- und ausländischen Staatsauszeichnungen, ist er einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Das hohe Ansehen hat er sich in seinem langen politischen Leben erworben.

1969 wird erstmals ein Sozialdemokrat Verteidigungsminister

„Gestern habe ich das Amt des Bundesministers der Verteidigung und damit die Befehls- und Kommandogewalt über die Soldaten der Bundeswehr übernommen. Ich werde meinen Auftrag getreu den Befehlen des Grundgesetzes erfüllen“, so beginnt der Tagesbefehl von Helmut Schmidt vom 23. Oktober 1969. Nach Gerhard Schröder (CDU) zieht Anfang der siebziger Jahre erstmals ein Sozialdemokrat als Verteidigungsminister auf die Hardthöhe.

Helmut Schmidt wird in Hamburg-Barmbek geboren. Nach dem Abitur 1937 leistet er zwei Jahre Arbeits- und Wehrdienst bei der Flak. 1942 heiratet er seine Klassenkameradin Hannelore Glaser, genannt Loki, sie ist 2010 verstorben.  Ende des Krieges ist er Oberleutnant und Batteriechef. Nach kurzer britischer Kriegsgefangenschaft studiert er Volkswirtschaft  und Staatswissenschaft. Er schließt das Studium 1949  als Diplomvolkswirt ab. 1946 ist er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD eingetreten. Während des Studiums ist er 1947/48 Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). 

Abgeordneter im 2. Deutschen Bundestag

Seine berufliche Laufbahn beginnt 1949 in der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in seiner Heimatstadt Hamburg. Ab 1952 leitet er das Verkehrsdezernat. Ein Jahr später wird er in den 2. Deutschen Bundestag gewählt. Hier tritt er als scharfer Kritiker von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß auf. Als er 1958 eine Wehrübung als Hauptmann an der Flugabwehrschule in Rendsburg ableistet, stößt das auf wenig Gegenliebe in der SPD und er wird aus dem Fraktionsvorstand abgewählt.

Führungsstärke bei der Flutkatastrophe 1962

Sein Buch „Verteidigung oder Vergeltung“, das 1961 erscheint, findet in sicherheitspolitischen Kreisen Beachtung. Acht Jahre später, 1969, folgt das nächste sicherheitspolitische Werk, das den Titel „Strategie des Gleichgewichts“ trägt. 1961 übernimmt Helmut Schmidt das neu geschaffene Amt  des Hamburger Innensenators. Schon im Februar 1962 kann er als Organisator der Rettungs- und Hilfsmaßnahmen bei der Jahrhundertflutkatastrophe in Hamburg und Umgebung sein pragmatisches Durchsetzungsvermögen beweisen.

Verteidigungsminister in der Koalition

Nach dem der Fraktionsvorsitzende Schmidt am 22. Oktober 1969 auf die Hardthöhe wechselt, will er mit einer „Phase der Bestandsaufnahme“ erst einmal eine Situationsanalyse der Probleme der Streitkräfte erstellen. Das Weißbuch 1970 „Zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage der Bundeswehr“ ist das Ergebnis. Schmidt bemerkt: „Das Weißbuch 1970, das hiermit der Öffentlichkeit vorgelegt wird, ist das Ergebnis einer Selbsterforschung der Bundeswehr, wie es sie in solcher Form und Intensität noch nicht gegeben hat“.

Als wichtigste Reformkommission nimmt die von Professor Thomas Ellwein geleitete Kommission zur Neuordnung der Bildung und Ausbildung in der Bundeswehr ihre Arbeit auf. Bundeswehruniversitäten werden eingerichtet und die Wehrpflicht wird von 18 auf 15 Monate gesenkt, um die Wehrgerechtigkeit zu verbessern.

Bundeskanzler nach Willy Brandts Rücktritt

Im Juli 1972 endet Schmidts Amtszeit als Verteidigungsminister. Er übernimmt von Wirtschafts- und Finanzminister Karl Schiller das Doppelressort. Nach der Bundestagswahl am 19. November 1972 erhält Schmidt im 2. Kabinett Brandt das Finanzministerium, wobei dessen Kompetenzen erweitert werden. Nach dem Rücktritt Brands am 7. Mai 1974, ausgelöst durch die Spionageaffäre im Kanzleramt um den DDR-Agenten Günter Guillaume, wird Helmut Schmidt am 16. Mai 1974 zum 5. Bundeskanzler gewählt.

Tote in Stockholm und NATO-Doppelbeschluss

Seine Regierungszeit ist von politischen Höhen und Tiefen begleitet. Im April 1975 ist es der Überfall der Rote Armee Fraktion (RAF) auf die deutsche Botschaft in Stockholm, bei dem der Militärattaché Oberstleutnant i.G. Andreas v. Mirbach und der Wirtschaftsattaché erschossen werden. Die Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) am 1. August 1975 in Helsinki; die terroristischen Aktionen der RAF und deren Helfershelfer im Oktober 1977, bei denen der Bundeskanzler mit Unnachgiebigkeit reagiert oder die Durchsetzung des NATO-Doppelbeschluss, der besonders in seiner Partei umstritten ist, seien erwähnt.

Die Abwahl als Bundeskanzler

Im Februar 1982 stellt Helmut Schmidt erstmals im Bundestag die Vertrauensfrage. Im September treten dann die vier Minister der Freien Demokratischen Partei (FDP) aus der Regierung Schmidt aus, er bildet ein Minderheitskabinett und schlägt vorgezogene Neuwahlen vor. Am 1. Oktober 1982 wird er durch ein konstruktives Misstrauensvotum als Bundeskanzler abgewählt. Am 10. September 1986 hält er seine Abschiedsrede im Deutschen Bundestag. Als Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ ist Helmut Schmidt seit 1983 tätig.

Gratulation von allen Seiten

Im August 2005, anlässlich der zahlreichen Feiern zum fünfzigjährigen Bestehen der Streitkräfte, war Helmut Schmidt zu Gast auf der Hardthöhe. In seiner Rede bezeugte er der Bundeswehr seinen Respekt und sprach „den Soldatinnen und Soldaten, den zivilen Mitarbeitern und ebenso allen Bürgern der Republik seinen von Herzen kommenden Glückwunsch aus. Wir haben in Geist und Gesinnung die beste Armee, die es in Deutschland jemals gegeben hat“ erklärte er.

An diesem Montag, zum 95. Geburtstag, gelten die Glückwünsche dem Jubilar Helmut Schmidt, der wie nur wenige Staatsmänner die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen an mit geprägt hat.

 

Anmerkung: Die ARD würdigt in ihrem Abendprogramm den Jubilar am 23. Dezember mit dem Film „Helmut Schmidt-Lebensfragen“.

 

Oben                                                                                                                                                                   Zurück

Unsere Partner: