Sorgen um die Sicherheit bei den

Olympischen Spielen 2012 in London –

Traurige Erinnerungen an München 1972

Die XXX. Olympischen Sommerspiele werden am Freitag, dem 27. Juli 2012 durch Königin Elisabeth II in London eröffnet. Nach 1908 und 1948 ist es zum dritten Mal, dass sich die Olympische Familie in London trifft.

Die Angst vor Terroranschlägen hängt über dem größten Sportereignis der Welt. Von einer belagerten Stadt zu sprechen ist nicht übertrieben. Flugabwehrraketenstellungen in der Stadt sind ein ungewohntes Bild. Der Chef des britischen Inlandsgeheimdienst  John Evans hat die Olympischen Spiele als „attraktives Ziel für unsere Gegner“ bezeichnet. Die britische Regierung hat die Anzahl der Soldaten, die als Ordnungs- und Sicherheitskräfte eingesetzt werden erhöht. Anlass war, dass das private Sicherheitsunternehmen G4S seine Zusagen für die Rekrutierung und Ausbildung von Zivilpersonal nicht halten konnte. Obwohl die Angaben schwanken, kann man davon ausgehen, dass rund 40.000 Soldaten von Army, Navy und Air Force, Polizisten, Geheimdienstangehörige, private Sicherheitsleute und Freiwillige sich um Ordnung und Sicherheit während der Spiele kümmern werden.

Alles war für fröhliche Spiele vorbereitet

Die Erinnerungen an das Massaker von München  bei den XX. Olympischen Sommerspielen 1972 sind nicht vergessen und werden durch die Berichterstattung in den Medien zum bevorstehenden 40.Jahrestag  verstärkt. In den frühen Morgenstunden des 5. September griffen acht palästinensische Mitglieder der Terrororganisation „Schwarzer September“ die israelische Mannschaft in ihrer Unterkunft im Olympischen Dorf an. Mit der Geiselnahme der Sportler wollten sie die Freilassung 232 Inhaftierter Landsleute aus israelischen Gefängnissen, der deutschen Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof und des japanischen Terroristen Kozo Okamoto sowie für sich die Ausreise aus Deutschland  erreichen. 

Ein Krisenstab verhandelt mit den Terroristen. Die israelische Regierung unter Golda Meir lehnt die Forderung der Terroristen ab. Im laufe des Nachmittags werden die Olympischen Spiele unterbrochen. Dilettantische Versuche von Polisten in Trainingsanzügen das Quartier zu stürmen, werden abgebrochen, da die Palästinenser die Vorbereitungen im Fernsehen sehen können. In dieser Situation zeigt sich, dass die Organisatoren in keiner Art und Weise auf so eine Situation vorbereitet waren. Es sollten fröhliche und unbeschwerte Bilder der Spiele aus Deutschland um die Welt gehen. Uniformen weder von Polizei noch Bundeswehr waren kaum zu sehen.

Das Quartier der israelischen Mannschaft bei der Olympiade 1972 in München

GNU-Lizenz für freie Dokumentation

Gegen Abend erklären die Terroristen sich einschließlich der Geiseln, nach Kairo ausfliegen zu lassen. Mit zwei Hubschraubern wird die Gruppe auf den Luftwaffenflugplatz Fürstenfeldbruck geflogen. Ein dritter Hubschrauber transportiert den Krisenstab mit Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher. Inzwischen ist es gegen 22.30 Uhr geworden.

Dilettantische Falle

Eine Boeing 727 besetzt mit Polizisten, um die Attentäter zu überwältigen,  steht für den Flug bereit. Kurz vor Landung der Hubschrauber lehnen diese den Einsatz wegen des unkalkulierbaren Risikos ab und verlassen das Flugzeug. Jetzt sind nur noch fünf Scharfschützen der Polizei in Position. Nachdem der Anführer, er nennt sich Issa, das arabische Wort für Jesus, die Boeing inspiziert, stellt er fest, dass sie keine Besatzung hat und somit eine Falle darstellt. Auf dem Rückweg zum Hubschrauber  eröffnen die Scharfschützen das Feuer. Der Schusswechsel zieht sich hin. Die Lage ist völlig außer Kontrolle. Gepanzerte Fahrzeuge der Polizei treffen zu spät ein. Nach Mitternacht wirft ein Terrorist eine Handgranate in einen Hubschrauber mit Geiseln. Bei der Explosion werden die Insassen getötet (Foto: dpa). In dem anderen Hubschrauber werden die gefesselten Geiseln erschossen.   In den frühen Morgenstunden  des 6. September ist das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Elf Israelis, fünf Attentäter und ein Polizist sind tot. Bei der Trauerfeier am Nachmittag entscheidet IOC-Präsident Avery Brundage: „The games must go on“. 

Warnungen hat es gegeben

Hätten die Sicherheitsverantwortlichen besser vorbereitet sein müssen? 1971 war die Al Fatah in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten. Nach der Vertreibung der Palästinenser aus Jordanien hatte ihre Terrororganisation „Schwarzer September“ Anschläge auf jordanische Einrichtungen und Personen durchzuführen. Am 8. Mai 1972 entführte ein Terrorkommando eine belgische Linienmaschine der Sabena auf dem Flug von Brüssel nach Tel Aviv.

Am 30. Mai 1972 gab es 26 Tote und Dutzende Verletzte bei einem Überfall eines japanischen Terrorkommandos „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ auf dem Flughafen Lod (Ben Gurion) in Tel Aviv.

Trotz der ansteigenden terroristischen Überfälle, ließ man die israelische Olympiamannschaft ohne Sorgen um ihre Sicherheit nach München fliegen und ihre Unterkunft im ersten Stock des olympischen Wohnblocks Connollystraße 31 beziehen. Die für den Überfall benutzten acht AK 47 Sturmgewehre mit reichlich Munition wurden über den Kölner Flughafen nach Deutschland gebracht und in Schließfächern des Münchener Hauptbahnhofs deponiert.

Für die deutschen Sicherheitsbehörden war das Blutbad in München der Anlass zur Aufstellung besonderer Einheiten. Zum einen die GSG 9 des  Bundesgrenzschutzes und die Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Länderpolizei.

Die Forderung nach einer Schweigeminute bei der Eröffnung der Spiele in London zur Erinnerung an die Attentatsopfer lehnt das Internationale Olympische Komitee (IOC) aus Rücksicht auf seine arabischen Mitglieder ab. Die israelische Delegation wird eine interne Gedenkfeier abhalten, an ihr will IOC-Präsident  Jacques Rogge teilnehmen.

Bundeswehrangehörige hoffen auf Medaillen

Die deutsche Delegation wird mit einem 392-köpfigen Team vertreten sein. 108 Sportlerinnen und Sportler sind Bundeswehrangehörige. 25 bei der Bundespolizei und elf Angehörige der Landespolizeien.

Peter E. Uhde
 

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