1813 - 2013

Von Peter E. Uhde

Seit 1802 ist Napoleon Bonaparte Kaiser auf  Lebenszeit. Europa leidet unter dem französischen Imperator. Im Sommer 1812 will er auch noch das Zarenreich erobern und zieht mit mehr als 500.000 Mann durch die Weiten Russlands in Richtung Moskau. Er kann zwar in die brennende und verlassene Stadt einziehen, findet aber keine Überwinterungsmöglichkeit  und entschließt sich zum Rückzug. Dieser wird im früh einsetzenden Winter 1812/13 zu einer Katastrophe. Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen, Holländer, Deutsche verlieren zu zehntausenden ihr Leben. Der Kaiser verlässt seine Truppen und flieht nach Paris.

Preußen ist entmachtet

1806 haben Napoleons Truppen in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt der bisherigen Kontinentalmacht Preußen eine vernichtende Niederlage beigebracht. Das französische Kaiserreich umfasst nun die deutschen Gebiete links des Rheins bis Wesel und von dort bis Travemünde.    

Aber schon 1808/09 beginnen Männer wie Karl Freiherr vom Stein, Gebhard Leberecht von Blücher, Gerhard David von Scharnhorst, Carl von Clausewitz, Neidhart von Gneisenau, um nur einige zu nennen, sich für einen Befreiungskrieg einzusetzen. Es fehlt aber noch die notwendige Vorbereitung, eine einheitliche Führung und die zündende Idee, um das Volk zu den Waffen greifen zu lassen.

Der Freiheitskampf beginnt

Durch die Konvention von Tauroggen, die Übereinkunft mit den Russen, dass das preußische Kontingent nicht mehr für die Franzosen kämpfen, sondern neutral bleiben wird, ändert sich ab dem 30. Dezember 1812 die Lage. König Friedrich Wilhelm III. verlegt Ende Januar 1813 mit seinen Garden von Potsdam nach Breslau. Im Februar ruft er zur Bildung von Freiwilligenverbänden auf. Am 10. März stiftet er das Eiserne Kreuz für Verdienste im Kampf gegen die französische Fremdherrschaft. Am 27. März erklärt Preußen Frankreich den Krieg.   

Zwei Niederlagen, die die Franzosen am 2. bei Großgörschen und 20./21.Mai bei Bautzen den vereinten preußisch-russischen Truppen zufügen, begrenzen die Euphorie des beginnenden Freiheitskampfes. Napoleon lässt sich auf ein Waffenstillstandsabkommen ein, das vom 4. Juni bis 10. August hält. Zar Alexander von Russland, Kaiser Franz Joseph von Österreich  und der preußische König nutzen die Zeit  um einen neuen Schlag gegen die Franzosen vorzubereiten. Die antinapoleonische Koalition bekommt finanzielle Unterstützungen durch Schweden und Großbritannien. Aber auch Napoleon hatte seine Truppen verstärkt und ihre Ausrüstung verbessert.

Napoleons Stern sinkt

Zu Beginn des Herbstfeldzuges verfügen die Verbündeten, Preußen, Österreicher, Russen, Schweden u.a., etwa 511.000 feldverwendungsfähige Soldaten, die Franzosen etwa 427.000 Mann. In den Schlachten bei Großbeeren (23. August), an der Katzbach (26. August), bei Kulm und Nollendorf (29./30. August), bei Dennewitz (6. September) werden die französischen Truppen geschlagen. Sie ziehen sich, hinhaltend kämpfend, immer weiter Richtung Leipzig zurück. Ab 12. Oktober sind die Verbündeten in der Lage ihre Truppen in zwei bis drei Tagesmärschen zu vereinigen. Napoleon hat sein Quartier seit dem 10. Oktober im Dübener Schloß. Die Meldungen über die Armeen seiner Feinde sind widersprüchlich.

Am 14. Oktober entschließt sich der Kaiser die Verbündeten bei Leipzig in einer entscheidenden Schlacht zu stellen. Seine Streitkräfte umfassen etwa 200.000 Mann, darunter sind auch viele Deutsche. Die Stärke der Verbündeten liegt bei 205.000 Mann. Über 500.000 Bewaffnete stehen sich somit in den Tagen der Völkerschlacht gegenüber.  

Befreiung vom Joch der Unterdrückung

In dieser Situation ist ein Blick auf das“ Innere Gefüge“ der Verbündeten und der Napoleonischen Truppen angebracht. Die Verbündeten kämpften für die Befreiung vom Joch Napoleons. Die Kampmotivation ist somit viel stärker als bei den aufgefrischten französischen Truppen. Die alten Kader aus den zahlreichen französischen Feldzügen bilden zwar die Korsettstangen der neuen Regimenter aber auch diese haben inzwischen manche Niederlage erlitten.

Am 14. Oktober treffen bei Liebertwolkwitz, südlich von Leipzig, in heftigstem Gefecht die Gegner aufeinander. Keiner kann einen Erfolg für sich verbuchen. In der Nacht vom 14. zum 15. Oktober tobt über Leipzig ein orkanartiger Sturm. Die Korps Napoleons ziehen sich immer enger um die Stadt zusammen. Am 16. Oktober wird bei Wachau, Connewitz, Lindenau und  Möckern gekämpft. Am 17. versucht Napoleon durch Verhandlungen einen Waffenstillstand zu erreichen. Das lehnen die Verbündeten ab.

Gneisenau schaut in die Zukunft

Am Morgen des 18. Oktober schreibt Gneisenau an seine Frau: „Ich schreibe Dir am Morgen einer Schlacht, wie sie in der Weltgeschichte kaum gefochten ist. Wir haben den französischen Kaiser ganz umstellt. Diese Schlacht wird über das Schicksal Europas entscheiden“.

Dieser Tag brachte den Verbündeten den Sieg. Fast 50.000 Männer aller europäischen Nationen  verlieren ihr Leben auf dem Leipziger Schlachtfeld. Am 19. Oktober wird Leipzig erstürmt, Napoleon flieht, die Verbündeten treffen sich zur Siegerparade auf dem Marktplatz in Leipzig.

Mit der Niederlage in der Völkerschlacht endet Napoleons Zeit als Kaiser der Franzosen. Der Rheinbund löst sich auf. Paris wird am 30. März 1814 von den Verbündeten eingenommen. Am 6. April dankt Napoleon ab und zieht sich auf die Insel Elba zurück, wird aber von Getreuen über die Entwicklung in Frankreich informiert und glaubt, eine nochmalige Chance zu haben an die Spitze des Staates zurückzukehren. Am 1. März 1815 betritt er  französischen Boden und kehrt im Triumphzug nach Paris zurück. Es gelingt ihm wieder eine Armee zu mobilisieren und in den Kampf zu führen. Die Herrschaft der Hundert Tage ist aber schnell wieder zu Ende.  

„Ich wünschte es wäre Nacht oder die Preußen kämen“

Seit Anfang Oktober 1814 tagt der Wiener Kongress, um die Neuordnung Europas festzulegen. Aufgeschreckt von den französischen Ereignissen, erneuert man die Allianz und beschließt militärisch gegen Napoleon Bonaparte vorzugehen. Mit der verlorenen Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 endet endgültig die Karriere des „kleinen Korsen“. Marschall Blücher kommt noch rechtzeitig mit seinen Truppen, um den britischen Feldmarschall Wellington zu unterstützen.  Verbannt auf die Atlantikinsel St. Helena stirbt der Kaiser am 5. Mai 1821.

Einige Folgen des Wiener Kongresses

Großbritannien wird als Seemacht bestätigt und baut seinen weltweiten Kolonialbesitz weiter aus. Russland bekommt einen Teil des Herzogtums Warschau und wird führende Kontinentalmacht. Frankreich behält seinen Besitzstand von 1792. Die Habsburgermonarchie Österreich wird ein Vielvölkerstaat. Preußen erhält den nördlichen Teil Sachsens, das bisherige schwedische Vorpommern sowie die Rheinprovinz und Westfalen. An Frankreich angrenzend übernimmt es die „Wacht am Rhein“.  An Stelle des schon 1806 aufgelösten Heiligen Römischen Reiches tritt der Deutsche Bund. Ihm gehört aber über Hannover der britische König und über Holstein und Lauenburg auch der dänische König an. Durch nicht eingelöste Verfassungsversprechen bilden sich in den Folgejahren Einheits- und Verfassungsbewegungen in Deutschland, die letztlich zur  Revolution von 1848/49 führen.

 

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