Zypern – Eine Insel mit Pufferzone

Von Peter E. Uhde

Blicken wir einmal ins östliche Mittelmeer nach Zypern, der geteilten Insel  und schauen uns ihre Geschichte an. Zypern liegt geographisch in Asien, zählt aber kulturell zu Europa. Auf die augenblickliche finanzpolitische und ökonomische Situation wird hier nicht eingegangen,  dass würde den Rahmen des Beitrags sprengen.

Land und Leute

Zypern ist mit 9.251 Quadratkilometern, nach Sizilien und Sardinien, die drittgrößte Insel im Mittelmeer. Sie hat eine Ausdehnung von 225 Kilometer in West-Ost und 97 Kilometer in Nord-Süd Richtung. Das Kyreniagebirge im Nordosten und das Troodogebirge im Südwesten bilden den Wetterschutz für die Messoria-Ebene im Landesinnern. Heiße Sommer und milde Winter kennzeichnen das Klima. Höchster Berg ist der Olympos mit 1.952 Metern. Die Küstenlänge beträgt rund 700 Kilometer. Hauptstadt ist das geteilte Nikosia.

  Strategische Lage zwischen Orient und Okzident  -  Karte: © CC by-sa 3.0 – Alexrk2, 2010

Bis zur türkischen Südküste beträgt die kürzeste Entfernung 50, nach Syrien im Osten sind es 95, zum Libanon 120, nach Ägypten im Süden 380, nach Kreta 500 und nach Griechenland 800 Kilometer.

Der „unversenkbare Flugzeugträger“

Zypern liegt zwischen Orient und Okzident. Europäische, asiatische und afrikanische Kulturen treffen hier zusammen. Die Insel hat immer eine wichtige strategische Rolle gespielt, besonders nach der Eröffnung des Suezkanals im Jahre 1869.

Auf Zypern leben über eine Million Menschen mit festem Wohnsitz. 840.000 Griechenzyprer und Ausländer, im türkischen Nordteil 295.000. Die griechischen Zyprer gehören fast ausschließlich der orthodoxen Kirche an, die türkischen Zyprer sind meist sunnitische Muslime.

Deutsche Marine nutzt den Hafen Limassol

Das griechische Siedlungsgebiet umfasst 5.896 und das türkische etwa 3.355 Quadratkilometer. Die restliche Fläche ist die Pufferzone zwischen den beiden Landesteilen. Hinzu kommen die souveränen Militärbasen Großbritanniens Akrotiri (51 qkm im Westen) und Dhekelia (48 qkm) im Osten. Über 3.000 britische Soldaten sind in den Basen stationiert. Radar- und Abhöranlagen haben strategische Bedeutung für die NATO. Das Hauptquartier der UN-Friedenstruppen befindet sich in Nikosia. Hier leben 195.000 Einwohner, die vom griechischen in den türkischen Stadtteil nur durch einen für Fußgänger und Radfahrer geöffneten Übergang wechseln können. Großbritannien stellt einen Teil der Blauhelme. Für die Deutsche Marine ist der Hafen Limassol von Bedeutung. Sie beteiligt sich mit Schnellbooten am UNIFIL (United Nations Interim Forces in Lebanon) Einsatz vor der Küste des Libanons. 

Großbritannien und Zypern

Die ehemalige Kolonialmacht spielt eine entscheidende Rolle, die Zypern 1878 vom Osmanischen Reich übernommen hatte, als Gegenleistung für die Hilfe gegen Russland im Krimkrieg. 1914 wird Zypern annektiert, da die Türkei an der Seite Deutschlands in den Weltkrieg eingetreten ist. 1925 wird die Insel zur Kronkolonie erklärt und die britische Herrschaft gefestigt. 1931 kommt es zu ersten Aufständen griechischer Zyprer, die den Anschluss an Griechenland fordern. Eine von der Kirche 1950 organisierte Volksabstimmung, die von den Briten nicht anerkannt wird, ergibt eine fast hundertprozentige Zustimmung zum Anschluss an Griechenland.

1955 beginnt der Unabhängigkeitskampf der EOKA (Nationale Organisation zypriotischer Kämpfer) gegen die Briten. Führer ist der ehemalige griechische General Georgios Grivas, der erste nichtkommunistische  europäische Partisanenführer. Er ist auf Zypern geboren, hat den Aufstand geplant und geführt. Die Briten setzen bis zu 40.000 Mann gegen den Aufstand ein. 1959 kommt es zwischen Griechenland und der Türkei zu einer Einigung auf eine Republik Zypern, die aber Mitglied im Commenwealth bleibt. Am 16. August 1960 erfolgt die Proklamation der Unabhängigkeit der Republik Zypern. Als Überbleibsel aus britischer Zeit verbleibt nur noch der  Linksverkehr.

Die Türkei nutzt einen Putsch aus

Das friedliche Miteinander der beiden Volksgruppen dauert nicht lange. Ende 1963 beginnen die Türken den Aufstand gegen die Griechen. Grund ist die beabsichtigte Einschränkung von türkischen Sonderrechten. Führer der Griechen ist Erzbischof und Staatspräsident Makarios III. Im Dezember 1959 erstmals gewählt, 1963 ohne Gegenkandidat im Amt bestätigt und im Februar 1968 mit 95,45 Prozent wiedergewählt. Im März 1964 kommt es zum Waffenstillstand

Mit Hilfe des griechischen Militärregimes beendet ein Putsch der zyprischen Nationalgarde 1974 die Ära Makarios. Die nun entstandene  politische Konstellation nützt die Türkei aus und besetzt ab 20. Juli 1974 mit einer Invasionstruppe den Norden und Nordosten. Etwa 170.000 griechische Zyprer flüchten in den  südlichen Landesteil. Diplomatische Lösungsverhandlungen führen zu keinem Erfolg, es bleibt beim status quo. Am 15. November 1983 wird die türkische Republik Nordzypern proklamiert. Sie ist weltweit nur von der Türkei anerkannt. Im März 1998 beginnen offizielle Beitrittsverhandlungen zwischen Zypern und der Europäischen Union. Die Türkei protestiert dagegen.

Wieder ein Tätigkeitsfeld für die Vereinten Nationen

Dass die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen nicht eskalieren, ist den Vereinten Nationen (UN) zu verdanken. Seit 1964 trennen sie diese an der Green Line. Die Mission United Nations Force in Cyprus (UNFICYP) kann nächstes Jahr auf ein 50 Jahre währendes Peacekeeping zurückblicken.

Das geteilte Zypern  -   Karte: © CC-by-sa 2.0/de – eNight, 2007

Unabhängig von den Blauhelmen ist die türkische Armee mit über 30.000 Mann auf Zypern vertreten. Ein Teil davon ist entlang der Green Line eingesetzt. Hinzu kommen etwa 5.000 türkische Zyprer unter Waffen und 26.000 Reservisten.

Griechenland hat etwa 1.200 Offiziere und Soldaten sowie 80 Kampfpanzer im Süden stationiert. Die zyprische Nationalgarde hat Land-, Luft- und Seestreitkräfte von etwa 10.000 Mann. Das Führungspersonal besteht meistens aus Offizieren der griechischen Armee.

Alle Vereinigungsversuche sind gescheitert

Es gab mehrere Versuche, die Insel wieder zu vereinen. Bei einer Volksabstimmung am 24. April 2004 hatten die Bürger in beiden Teilen Gelegenheit sich dafür zu entscheiden. Doch der nach UN-Generalsekretär Kofi Annan genannte Plan scheiterte.  Die griechischen Zyprer lehnten ihn ab, die türkischen stimmten zu.

Die Mehrheit im Süden erhoffte sich von dem am 1. Mai 2004 erfolgten Beitritt zur Europäischen Union eine Verbesserung ihrer Lebenssituation gegenüber dem Annan-Plan. Zur EURO-Gruppe gehört Zypern seit dem 1. Januar 2008.

Hätten die Bürger damals geahnt, wie es ihnen neun Jahre später ergehen wird, wäre die Abstimmung vermutlich anders ausgegangen. Jetzt liegen die Vorstellungen der Hauptbeteiligten, den griechischen und türkischen Zyprern, Griechenland und der Türkei für eine Wiedervereinigung sehr weit auseinander.

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